Samtige Tiefe, freche Höhe

STIFTUNG MOZARTEUM / KAMMERMUSIK IM WIENER SAAL / MANZ, KLETT

20/04/2016 Romantische Musik von Brahms und Gade, Flamenco-Rhythmen und ein Streifzug durch das amerikanische Repertoire des 20. Jahrhunderts: Sebastian Manz an der Klarinette und Martin Klett am Klavier vereinten all das in einem facettenreichen Konzert. Die Freude an der Musik wurde spürbar.

Von Thomas Weiss

Bereits wenige Monate nachdem sich Sebastian Manz und Martin Klett 2008 zum „Duo Riul“ zusammenschlossen, erhielten sie den Preis des Deutschen Musikwettbewerbs in Bonn. Neben dem Erfolg als Duo schafften beide Musiker im selben Jahr auch als Solisten den großen Durchbruch. Martin Klett erhielt neben zahlreichen internationalen Auszeichnungen den ersten Preis beim Johannes-Brahms-Wettbewerb. Sebastian Manz erspielte sich, neben zwei ECHO Klassik-Auszeichnungen, beim internationalen Musikwettbewerb der ARD den schon seit vierzig Jahren nicht mehr vergebenen 1. Preis in der Kategorie Klarinette. Am Dienstag (19.04) präsentierte das Duo Kammermusik im Wiener Saal.

Die Fantasiestücke op. 43 von Niels Wilhelm Gade eröffneten den Konzertabend. Ein beliebtes Originalwerk für diese Besetzung, da sowohl die kantablen Fähigkeiten als auch die Wendigkeit der Klarinette gezeigt werden. Schon bei dem am Anfang stehenden „Lied ohne Worte“ und dem von bewegten Figurationen und weiträumigen Kantilenen geprägten Allegro Vivace wurde der intensive Kontakt zwischen den Musikern spürbar. Beide glänzten mit tonschöner Melodieführung, perfekter dynamischer Abstimmung und nahtlos ineinandergreifenden Übergängen. Nach einer zwischen Schwermut und Heiterkeit schwankenden Ballade schloss ein strahlendes Allegro molto vivace den ersten Programmpunkt ab.

Die Sonate f-Moll für Klarinette und Klavier gilt als eines der anspruchsvollsten Kammermusikwerke von Johannes Brahms. Während Manz das durch ausdrucksstarke Intervalle geprägte Hauptmotiv des ersten Satzes präsentierte, begleitete Klett aufmerksam. Wenn dieser jedoch die Motive übernahm, zeigte auch er seine großartigen solistischen Fähigkeiten. Das Andante un poco Adagio wurde äußerst ruhig, aber immer mit Zug nach vorne ausgespielt. Das Ende der Sonate wirkte dann wieder unbeschwert und lebhaft. Obwohl immer wieder auch die ernsten Klänge der Musik von Brahms durchschimmerten, klang es bei Manz und Klett nie angestrengt, sondern war geprägt von Leichtigkeit und Spielfreude.

Im zweiten Teil entführte das Duo das Publikum auf eine musikalische Reise nach Amerika. Mit vier Sätzen aus den „Pocket Size Sonaten“ Nr. 1 und Nr. 2 von Alec Templeton zeigten die Beiden ihre Vielfältigkeit. Wenn sich das Duo musikalisch nach Amerika aufmacht, dann klingt das frech und frisch.

Bei Astor Piazzollas Andante und Allegro aus der „Tango Suite“ loderte dann südamerikanisches Feuer. Auf sanft ausmusizierte Melodien folgte ein temperamentvolles Allegro. Nicht nur die Musik war hier voller Energie und Leidenschaft. Auch die beiden Musiker versprühten Furor, ohne aber technische Perfektion und das präzise Zusammenspiel zu vernachlässigen. Angeschrägte Harmonien, rhythmische Finessen zeigten die Künstler dann mit den „Four Rags For Two Jons“ von John Novacek. Die virtuose, mit äußerster Leichtigkeit ausgespielte aber auch humorvolle Musik ließ Freude aufkommen. Mit den Zugaben „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“ und dem zweiten Satz aus der Sonate von Joseph Horovitz verabschiedeten sich die beiden Musiker von einem begeisterten Publikum.

Bild: www.sebastianmanz.com / Marco Borggreve