Jedem seine Utopie!

ZWANZIG JAHRE ATELIERKONZERTE

14/04/16 Vom Hauskonzert mit romantischer Klaviermusik im Wohnzimmer über Privatkonzerte mit zeitgenössischer Musik und namhaften Künstlern bis zur multimedialen trans-Art Performance im professionellen Rahmen: Astrid Rieder, unermüdlich im Einsatz für die Neue Musik feiert das Jubiläum „Zwanzig Jahre Atelierkonzerte“ am Samstag (16.4.) zusammen mit dem OeNM.

Von Heidemarie Klabacher

Weniger als 48 Gäste habe es auch im Wohnzimmer nie gegeben. „Das war 1999 bei einem Schneesturm.“ 74 Personen waren das Maximum im privaten Rahmen. Es folgten einige Jahre Atelierkonzerte im TechnoZ mit jeweils rund 130 Gästen. Seit 2011 „bespielt“ Astrid Rieder ein Atelier im Künstlerhaus, Tür an Tür quasi mit dem OeNM, dem Österreichischen Ensemble für Neue Musik, einem ebenso namhaften wie treuen Partner für vielfältige Projekte zwischen den Künsten. 150 Künstler bei 190 Darbietungen vor zweitausend Besucherinnen und Besuchern: Das ist die Bilanz von Astrid Rieder in reinen Zahlen.

Seit 2014 spürt Astrid Rieder mit ihren trans-Art Performances noch intensiver als bisher den „Wechselbeziehungen zwischen den Künsten und Künstlern“ nach. Wie eine „Torte aus vier Stücken“ könne man sich ihr Konzept vorstellen, vier Programmteile, die unter einem verbindenden Titel ein Ganzes ergeben. Die Jubiläums-Performance am Samstag (16.4.) steht unter dem Motto „Utopie“.

Eröffnet wird die trans-Art Performance um 21 Uhr im Großen Saal des Künstlerhauses mit einer Filmdokumentation über die Entwicklung des Formates „Atelierkonzert“ vom Hauskonzert bis zur trans-Art Performance. Es folgt ein Projekt des Gitarristen, Komponisten und bildenden Künstlers Wolfgang Seierl, einem weiteren langjährigen Weggefährten von Astrid Rieder. Seine Musik-Text-Videoarbeit „ich seh dich“ ist 2011 im OeNM-Atelier im Künstlerhaus uraufgeführt worden. Danach präsentiert die Stimmakrobatin, Performerin und Sängerin Katja Cruz Stücke aus ihrer neuen CD „Im am the wind“.

„Abschluss und Höhepunkt“, so Astrid Rieder, ist der Beitrag des OeNM: „Vier unserer Musiker werden zu diesem Anlass das Stück ‚Frank Onia - Night, Civilization, Mare, Machine’ für E-Orgel, E-Gitarre, Kontrabass und Schlagzeug von Manuel de Roo aufführen“, sagte Harald Schamberger vom OeNM bei der Präsentation der trans-Art Performance. Uraufgeführt habe man das Stück bereits letzten Dezember „in seiner vierstimmigen Fassung“.

Nun folge die Uraufführung einer fünfstimmigen Fassung. Astried Rieder ist die Einbindung des Publikums seit jeher ein Anliegen, genau wie die Umsetzung von Musik und Ton auf Farbe und Papier: „Das führt zu einer Vertiefung.“ In diesem Fall darf das Publikum zum Stück zeichnen. Die Live-Zeichengeräusche werden elektronisch gebündelt und als eine eigene Stimme in die Wiedergabe eingespeist.

Im ersten Teil des Abends ab 19.30 im Atelier Rieder gibt es einen Vortrag des Philosophen und Physikers Harry Lehmann, „um die Performance auf eine wissenschaftliche Basis zu stellen“. Astrid Rieder, Wolfgang Seierl und Katja Cruz werden dann noch über ihre Arbeiten sprechen und mit dem Publikum diskutieren.

Die Nähe des Publikums zur Bühne, die Begegnung mit den Künstlern „auf Augenhöhe“ ist Astrid Rieders Credo. „Nehmen Sie moderne Elb Philharmonie. Der Architekt wollte, dass man an keinem Platz mehr als dreißig Meter von der Bühne entfernt ist. Seine Intention: die Nähe des Publikums zur Bühne.“ Bei ihrem ersten Hauskonzert, habe Wolfgang Seierl ein Stück von Peter Ablinger gespielt, bei dem die Saiten kontrolliert zum Reißen gebracht werden: „Da war das Publikum eine Sesselbreite vom Künstler entfernt.“ Diese Nähe ist geblieben.

Zum Motto „Utopie“ sagt Astrid Rieder: „Jede Utopie ist etwas Unerreichbares. Meine Utopien verschieben sich und so werde ich in Bewegung gehalten. Mein Wunsch: Jeder möge seine Utopien finden.“

20 Jahre Atelierkonzert für neue Musik/trans-Art Performance, "UTOPIE". Samstag (16.4.), Künstlerhaus – www.astrid-rieder.com
Bild: www.astrid-rieder.com