Ein Herz für die Kammermusik - und fürs Publikum

IM PORTRÄT

14/04/10 Wenn man mit dem Mozarteums-Rektor Reinhart von Gutzeit spricht, stellt er gerne zwei Themen heraus: die Kammermusik und die Sorge um ein qualifiziertes und ausreichendes Publikum in künftigen Jahren.

Von Reinhard Kriechbaum

altFür die Kammermusik schlägt, wie man weiß, Reinhart von Gutzeits Herz: "Wir haben gerade erst gestern im Universitätsrat über Bologna diskutiert", so der Rektor. Bologna heiße letztlich "Ausrichtung am Arbeitsmarkt - und davon sind wir Lichtjahre entfernt". Es sei nicht so einfach, zwischen Solistenausbildung und der Vorbereitung für Orchestertätigkeit zu unterscheiden, denn: "Wer sich um eine Orchesterstelle bewirbt, muss erst recht Violinkonzerte von Mozart oder Tschikowskij vorspielen können."

Deshalb ist Reinhart von Gutzeit die Kammermusik so wichtig, deshalb hat er auch jetzt, nach der Wahl zum Rektor für weitere vier Jahre, betont, dass er diesen Bereich - "einen am Mozarteum ohnedies schon starken Zweig" - noch weiter verstärken wolle. Ein eigener Studienzweig Kammermusik wird eingerichtet.

"Wir haben in unserem Kollegium unzählige Leute, die gerade in diesem Bereich qualifiziert sind", sagt der Rektor. Und er weiß aus langjähriger pädagogischer Erfahrung: "Wer ein guter Kammermusiker ist, ist auch ein guter Orchestermusiker." Von den Solisten könne man das so uneingeschränkt nicht sagen. Eine Beobachtung Reinhart von Gutzeits: "Nicht aus Zufall schlägt das Herz auch vieler Solisten für die Kammermusik."

Da verschränken sich natürlich zwei Punkte: Ist nicht die Kammermusik derzeit in der Publikumsgunst auf dem absteigenden Ast, widerspricht sich nicht schon deshalb Berufs-Bezogenheit und Verstärkung des Kammermusik-Segments? Das seien zwei ganz unterschiedliche Dinge, betont Reinhart von Gutzeit. "Schon die Studenten müssen sich um die Attraktivität der Programme, um die Vermittlung bemühen." An einschlägigem Engagement in Richtung Publikums-Gewinnung fehle es weder Veranstaltern noch Orchestern. Die (Kammer-)Musiker selbst will der Mozarteums-Rektor aber deutlich noch in die Pflicht genommen wissen.

Reinhart von Gutzeit ist 1947 in Berlin  geboren worden. Als Direktor der Musikschule Bochum - einer Einrichtung mit achttausend Schülerinnen und Schülern - stand er einer der größten Musikschulen in Deutschland vor. In viele Gremien war von Gutzeit eingebunden, unter anderem war er Kurator des Instituts für Begabungsforschung und Begabtenförderung in der Musik. Seit 1991 ist er Vorsitzender und Verantwortlicher für die künstlerisch-pädagogische Gestaltung des Wettbewerbs "Jugend musiziert" in Deutschland.

1995 bis 2004 war er Direktor des Brucknerkonservatoriums Linz und nach deren Umwandlung in die "Anton Bruckner Privatuniversität" deren Rektor bis 2006. Seither ist Reinhard von Gutzeit als Nachfolger von Wolfgang Haas Rektor der Universität Mozarteum in Salzburg - in diesem Amt wurde er nun bis 31. Oktober 2014 bestätigt.

Bild: dpk-krie
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