Ein Blick nach Osten zum Ausklang

KULTURVEREINIGUNG / BRÜNNER PHILHARMONIKER

12/04/10 Sie waren bereits mehrfach in Salzburg zu Gast: Die Brünner Philharmoniker und ihr Chefdirigent, der Leopold Hager-Schüler Aleksandar Markovic. Bejubelt beschlossen sie mit einem rein östlich orientierten Programm Freitag (9. 4.) im Großen Festspielhaus die Saison der Kulturvereinig.

Von Horst Reischenböck

Am Anfang stand György Ligetis „Román koncert“ von 1951. Viele Komponisten, wie etwa Brahms oder Mahler haben frühe Werke vernichtet, Carl Orff hat sie als nicht existent betrachtet. Ligeti hingegen, der nach der Emigration 1956 das am elektronischen Studio des WDR gepflegte serielle Denken in eine persönlich gefärbte Tonsprache überwand, schämte sich seiner zuvor komponierten Werke aus seiner quasi „ungarischen Periode“ nicht. Aber er hielt sie lange zurück. So auch diese in der geistigen Nachfolge Bartóks entstandenen vier Sätze, die folkloristisches und in diesem Geiste konzipiertes Material verbinden. Das ist absolut wirkungsvoll, etwa im witzig virtuosen Wettstreit zwischen Konzertmeister und dem Anführer der 2. Geigen innerhalb der rhythmisch pulsierenden Abschnitte. Die Wiedergabe war brillant. Nur das Hornsolo im Adagio geriet nicht ganz ungetrübt.

Man muss es der Kulturvereinigung zugute halten: Ohne sie wäre das Schaffen von Bohuslav Martin?, der nach Smetana, Dvo?ak und Janá?ek weitere große tschechische Komponist, bei uns kaum präsent. Diesmal erklang im Großen Festspielhaus die vierte seiner sechs Sinfonien.

Es hätte nach Ende des Zweiten Weltkriegs das letzte Werk in der Emigration in den USA werden sollen. Wegen der kommunistischen Machtergreifung wurde die Rückkehr in die Heimat nie realisiert. Positiv in B-Dur hebt das Werk an. Der sonnig bukolischen Stimmung des zweiteiligen Kopfsatzes gaben sich die Brünner Gäste genau so emphatisch hin, wie sie danach temperamentvoll in das g-Moll des weit umfangreicher dimensionierten Scherzos einstiegen. Gelegenheit für die Holzbläser, ihr breites Klangspektrum zu demonstrieren, während die Streicher die - von einen Streichertrio unterbrochene Kantilene Es-Dur-Largos süffig auskosteten. Das von c-Moll in eine Siegerhymne in C-Dur führende Finale führte Aleksandar Markovic ebenso effektvoll in seine Koda.

Genauso, wie er mit seinen Musikern auch das Finale von Pjotr Iljitsch Tschaikowskys Opus 36 zündete. Der Übergang zwischen dem Hörnerquartett zu den räumlich entfernten Trompeten und Posaunen im eröffnenden Schicksalsthema des ersten Satzes der „Vierten“ hing zwar etwas durch, und dem vom Englischhorn nicht ganz ausgewogen phrasierten Largo mangelte der große Bogen. Abe spätestens mit den spritzig servierten berühmten Pizzikati wuchs die Begeisterung, die sich in zustimmendem Applaus und Bravi auslebte.