An der Idee vorbei

KULTURTAGE / MÜNCHNER SYMPHONIKER / ANU TALI

23/10/15 Hoch-Zeit für junge heimische Pianisten:Nnach Lorenz Widauer aus Salzburg nun der Wiener Florian Feilmair im Einsatz für Edvard Grieg. Mit den Münchner Symphonikern, die sich dann seiner „Peer Gynt“-Musiken zuwandten. Die Geschichte erzählte Friedrich von Thun.

Von Horst Reischenböck

Das a-Moll-Opus 16 von Edvard Grieg zählt zu den bekanntesten Klavierkonzerten der Romantik. Durch Robert Schumann beeinflusst, diente es wiederum als Anregung für Edward MacDowell, Christian Sinding, Serge Rachmaninows Erstling in seiner Urfassung und Frederic Delius. Anklänge finden sich bis in die Filmnostalgiker von Richard Addinsells „Warsaw Concert“. Das Werk erwies sich als publikumswirksam von der Uraufführung an, aber Grieg feilte an der Orchesterbegleitung bis knapp vor seinem Tod nicht weniger als siebenmal. Nicht hingegen am Solopart, der auch jungen aufstrebenden Interpreten ideales Terrain bietet, sich dem Publikum optimal anzudienen.

Florian Feilmair nutzte Mittwoch und Donnerstag (21./22.10.) bei der Kulturvereinigung die Gunst der Stunde. Die Noten lagen vor ihm – warum auch nicht? Große Vorbilder wie beispielsweise der britische Kollege Clifford Curzon haben es auch so gehalten, ohne sich etwas zu vergeben. Wobei Feilmair nach brillant vollgriffigem Einstieg in den Kopfsatz allerdings nicht davor gefeit blieb, einen seiner virtuosen Läufe die Tastatur des Steinway hinab etwas „schräg“ zu gestalten.

Nach der traumhaft schön vom Ersten Hornisten eingeblasenen Nachtstimmung des langsamen Satzes ging der dann zügig den markanten Auftakt in den finalen Marsch an und widmete er sich auch genauso hingebungsvoll seinen lyrischen Einschüben, in denen sich auch der Soloflötist prachtvoll zu entfalten wusste. Akzentuiert, engagiert begleitet von den Münchner Symphonikern, die unter der präzisen Stabführung der gleichfalls jungen estnischen Dirigentin Anu Tali schon damit nachdrücklich ihren Rang innerhalb der Orchester an der Isar belegten.

In der Urfassung der Partitur sah Grieg übrigens statt des Hörnerquartetts nur ihrer zwei, dafür aber eine Tuba vor. Ihre Spielerin nahm erst nach der Pause auf dem Podium im Großen Festspielhaus Platz. Es ging um die beiden jeweils vierteiligen Suiten, die erste, op. 44 und op. 55, die der große norwegische Komponist aus seiner Musik zu Henrik Ibsens Drama um „Peer Gynt“ zog und bei uns noch nie komplett zu hören waren. Grieg gedachte damit auch die aus insgesamt aus 26 Teilen bestehende Bühnenmusik op. 23 populär zu machen.

Eine Stunde reiner Musik wäre als Gesamtdauer wohl etwas kurz ausgefallen. Deshalb versuchte der auch mit Salzburgs früheren Fürsterzbischöfen verwandte, vornehmlich vom Fernsehen her bekannte Schauspieler Friedrich von Thun den Inhalt des Stücks näher zu bringen. Leider allerdings nicht stringent, durch die interne Abfolge der der Suiten begründet immer wieder mit gedanklichen Sprüngen durch die Handlung. Klaus Maria Brandauer hat das, allerdings an Hand des Ganzen, publikumswirksam vorgemacht. Doch auch so wäre eine Umstellung in der Abfolge möglich und logisch gewesen: am Beginn die in den Brautraub integrierte Klage Ingrids, gefolgt von „In der Halle des Bergkönigs“ und dem berührenden Tod von Peers Mutter. Nach der Morgenstimmung dann arabischer und Anitras Tanz, der Sturm auf dem Meer und zum Schluss Solveigs Wiegenlied. Orchestral war das in allen Facetten perfekt ausgehorcht, in der Wirkung aber getrübt, wenn Friedrich von Thun theatralisch noch in Anfänge der Stücke hinein sprechen zu müssen glaubte.

Bild: Kadri Tali (1); www.feilmair.com / Wögerer (1)