Ein Hauch von Woodstock

ROCKHOUSE / UP IN SMOKE

09/03/15 Man nehme in drei gleich großen Teilen extracremigen, langsamen Blues, Jimi Hendrix und Black Sabbath. Man vermenge diese drei Zutaten gut und würze alles mit einer Prise Psychedelic Rock à la Grateful Dead oder Pink Floyd und jage es durch schöne alte Röhrenverstärker. Diese fertige Mischung wird üblicherweise mit großer Lautstärke garniert. Und fertig ist der Stonerrock.

Von Florian Wachter

Bei einer Veranstaltung, die „Up in Smoke“ heißt, bei der Bands spielen, die „Stonerrock“ machen, könnte man leicht auf falsche Gedanken kommen. Darum sollte kurz geklärt werden, wie sich Stonerrock eigentlich zusammensetzt. Wie fühlt sich aber nun so ein Stonerrockkonzert an? Das Schöne am Stonerrock ist, dass er sich seit seiner „Erfindung“ (ca. Anfang der 1990er Jahre) nicht oder nur geringfügig geändert hat. Natürlich gibt es Nuancen. So kann der Stonerrock einmal etwas härter sein und dann wieder ruhiger, einmal bluesiger, dann wieder psychedelischer.

Aber im Grunde weiß man was einen erwartet und was man bekommt. Große Überraschungen sind unwahrscheinlich. Das hört sich vielleicht komisch an, aber das ist es, was man sich als Stonerrockfan von einem Konzert erwartet: Das alles so ist wie immer.

Am Samstag (7.3.) ging das „Up in Smoke“ bereits in die fünfte Runde. Und das Line-up dieser Veranstaltung im Rockhouse war durchwegs vielversprechend.

Eröffnet wurde der Abend von „Cherry Choke“, einer britischen Band, die ein ausgezeichnete Opener für diesen magischen Abend war, aber dazu später mehr. Nach den ersten drei Liedern war der Saal im Rockhouse schon gut gefüllt und die Ersten fingen schon an, ihre langen Haare im Takt zu schaukeln und rhythmisch ihre ebenso langen Bärte zu kraulen. „Cherry Choke“ knüpfen mit ihrer Musik astrein an die Zeit des britischen Gitarrenrocks an. Wer aufmerksam hingehört hat, kann Anleihen und Einflüsse von „The Who“, (frühen) „Pink Floyd“ und ein wenig „Led Zeppelin“ nicht leugnen.

Das Trio war ein guter „Einheizer“ für die darauf folgenden „Radio Moscow“, ein heimliches Highlight des Abends. Die drahtigen Rocker aus dem US Staat Iowa kokettieren so selbstverständlich mit dem Sound der 1960er Jahre, dass man meinen könnte, eine Zeitreise gemacht zu haben. Wenn man mit geschlossenen Augen vor der Bühne steht scheint es, als würde da eine Supergroup, bestehend aus Jimi Hendrix, Cream und Black Sabbath zum Tanz einladen.

Das Publikum war kaum noch zu halten und der Saal war bereits bis zum FOH (Front of House – wo die Ton- und Lichttechniker ihre Arbeit leisten) gefüllt. Der Begriff „Heavy Psych“ passt auf diese Band wohl wie auf keine andere. Und nach einer grandiosen Stunde voller wunderbarer Gitarrensoli und harten Riffs waren die Zuschauer bereit für den Höhepunkt des Abends.

Wenn Stefan Koglek, seines Zeichens Mastermind und Gitarrist der Münchner Band „Colour Haze“, barfuß die Bühne betritt, wird es im Saal erst einmal ruhig, bevor die Fans lautstark zu applaudieren beginnen. Der große Mann, mit dem wallenden, langen Haar greift sich seine wunderschöne Guild Starfire IV (eine semiakustische Jazzgitarre) und spielt den ersten Ton. Da geht ein Ruck durch die Menge und das kollektive Musikerlebnis beginnt! Die drei Musiker von „Colour Haze“ spielen seit 1999 in der aktuellen Besetzung und sind ein Urgestein der deutschen Stonerrockszene.

Und dass sie viel Zeit im Proberaum verbringen kann man auch hören. Perfekt zusammengespielt, nehmen sie die Zuhörer mit auf eine musikalische Reise durch (mindestens) sechs Jahrzehnte der Rockmusikgeschichte. „Colour Haze“ sind eine Ausnahmeerscheinung im Stonerrock. Von wachsweichen jazzigen Licks, über bluesige und ‚sabbathsche‘ Powerchords, kommt hier jeder Rockmusikfan voll auf seine Kosten. Die beinahe meditativen Klänge, die von den Musikern dargeboten werden, reißen alle mit, gleich ob Stonerrocker oder nicht.

Die psychedelische Lichtshow rundet das Konzert grandios ab und man hat tatsächlich ein Gefühl von Love, Peace and Harmony. Und nun schließt sich auch der Kreis und es wird wohl jedem klar, warum die Konzertreihe „Up in Smoke“ heißt. Und die Musik heißt offenbar deshalb Stonerrock (von stoned?) gerade weil sie ein Rauschgefühl vermittelt, das keiner Drogen bedarf!

Bild: www.rockhouse.at