… werden mit Freuden ernten

CHRISTUSKIRCHE / KAMMERCHOR SALZBURG

29/03/10 Was für ein anschauliches biblisches Musik-Gleichnis: In polyphoner Selbstgefälligkeit lässt Arvo Pärt in seinem Werk "Zwei Beter" den Pharisäer seine Stimme erheben, wogegen sich der Zöllner deutlich aufrichtiger und Gott wohlgefällig in homophoner Zerknirschung übt.

Von Reinhard Kriechbaum

Es muss nicht das Übliche sein in einem Passionskonzert. Markus Obereder hat sich am Samstag (27.3.) in der Christuskirche mit dem Kammerchor Salzburg auf die Suche nach Kostbarkeiten gemacht, die einem so oft nicht unterkommen. Am ehesten noch die Motetten aus Schütz' "Cantiones sacrae". Genau genommen stellte Obereder an dem Abend nicht ein Ensemble vor, sondern deren drei: Für Schütz ein Vokalquartett - sehr genau deklamierend, sauber intonierend und ausgewogen, in der Dynamik vielleicht noch nicht mutig genug.

Dann kam ein Block für Frauenchor, der von Brahms bis Krenek und Pärt in unerhörte (und unerhört anspruchsvolle) Gefilde führte. Kein unbotmäßiges Vibrato trübte den Zusammenklang. Was die Soprane an leichten, hellen Höhen anzubieten hatten, lässt den Schluss zu, dass Markus Obereder (der ja als Pädagoge am Musischen Gymnasium gerade auch mit dem Mädchenchor allerbeste Arbeit leistet) einige junge Damen überreden kann, auch im Salzburger Kammerchor mitzutun. Eine so bedingungslos disziplinierte und unverbrauchte Sopran-Crew jedenfalls dürfte zur Zeit kein anderes Salzburger Vokalensemble (Bachchor inklusive) zur Verfügung haben. Obereder hat beste Repertoirekenntnisse: Das harmonisch fluoreszierende "Les Angélus" von Debussy, das eingängig-süffige "Ave Maria" von Gustav Holst, das rhythmisch insistierende "Memento homo" von Augustin Kubizek - solche Dinge kennt nur jemand, der sich mit offener Neugierde und Gespür fürs Klangliche auf die Suche macht.

Zuletzt ein Streifzug zu dem unterschätzten Johann Hermann Schein. Dessen fünfstimmige Motettensammlung mit dem hübschen Namen "Israelsbrünnlein" hält anschauliche Rhetorik bereit. Wie eindringlich sich das Motiv "Die mit Tränen säen" hochschraubt! Bei Schein kann man, wie sich zeigte, sehr viel "mit Freuden ernten". Der Kammerchor Salzburg hat diese Stücke geschmeidig in der Deklamation umgesetzt.

Bis zum letzten Platz war die Christuskirche an diesem Abend besetzt. Ein Hinweis wohl, dass jemand, der kontinuierlich Qualität bietet, sich um die Nachfrage wenig Sorgen machen muss. Und um den Chor-Nachwuchs dem Augenschein nach auch nicht.

Bild: Kammerchor Salzburg