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Leicht spielbar?

SOLITÄR / PETER LANG

28/03/10 Der Salzburger Pianist Peter Lang, langjähriger Professor an der Universität Mozarteum, spielt heuer im Solitär seinen eigenen Zyklus. Die Programme sind nicht nur klug gestaltet, sondern auch mit spontanen Überraschungen versehen.

Von Gottfried Franz Kasparek

So endete der erste, rund einstündige Teil von Langs staunenswertem Klaviermarathon am 26. März nicht, wie vorgesehen, mit Arnold Schönbergs op. 19, sondern mit dem Impromptu in Es-Dur aus D 899 von Franz Schubert. Vorher gab es zwar Schönbergs Miniaturen, allerdings pausenlos eingebettet zwischen Schuberts Moments musicaux D 780 und eben dem mit kompromissloser Härte aus dem Steinway gehämmerten Impromptu. Eine gute Idee, obwohl die filigranen Stücke Schönbergs ein wenig in Schuberts „himmlisch langer“ und  immerwährender Modernität unterzugehen drohen.

Peter Lang spielt Schubert in einer mitunter bestürzenden, unkonventionell artikulierenden, klaren Klanglichkeit, die sich bei Schönberg nahtlos fortsetzt. Trotzdem bleibt in diesen Tastengewittern immer wieder Platz für tiefen emotionalen Ausdruck und für lyrische Inseln, etwa im wundersam phrasierten Andantino. Dass im Programmheft Schuberts Charakterstücke als „leicht spielbar“ bezeichnet werden, ist übrigens ärgerlich. Dies trifft nur dann zu, wenn sie bloß mechanisch exekutiert werden. Gottlob macht Peter Lang auch die Räume im Inneren und zwischen den Noten erlebbar, was alles andere als leicht ist.

Mit Ludwig van Beethovens Eroica-Variationen op. 35 hatte der Abend stürmisch, ja fast ruppig begonnen. Mit Mozarts Variationen über „Ah! vous dirai-je maman“ als erster Zugabe ging er, dramaturgisch betrachtet, zu Ende. Peter Lang gab jeder der 12 Variationen faszinierend eigenen Charakter und eigene Sensibilität. Vorher hatte er wieder einen Bogen gespannt, diesmal von einer ganz „klassisch-romantisch“ gespielten Bach-Einleitung über Wolfgang Rihm zu Beethoven, vielleicht in sich noch stimmiger als im ersten Teil. Denn Rihms „Zwiegespräche“ (1999) mit seinen im Jahr der Komposition verstorbenen Freunden wie Alfred Schlee oder Paul Sacher sind dem kraftvollen Ausdruck und der majestätischen Ruhe Beethovens zutiefst verwandt. Sie sind nachdenklich formulierte Emotion, neue Musik, die zu berühren vermag. Darauf folgte Beethovens letzte Klaviersonate, Nr. 32 in c-Moll op. 111, interpretiert mit souveräner Technik und, was mehr zählt, in sich gebändigter, energisch gefasster Expressivität. Da schien mitunter die Zeit beglückend still zu stehen. Großer und herzlicher Applaus.

Bild: peter.lang.at

 

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