Klavier ist nicht gleich Klavier

SALZBURGER HAMMERKLAVIERFESTIVAL

0/06/14 Heutzutage muss man schon froh sein, wenn neben dem dominierenden Steinway einmal ein Bösendorfer zum Einsatz kommt. In der Zeit von Mozart, Beethoven und Schubert gab es die unterschiedlichsten Hammerflügel-Modelle. Solchem Originalklang spürt man beim Salzburger Hammerklavierfestival nach, das am Pfingstmontag (9. Juni) beginnt.

Wenn Mozart und seine Zeitgenossen vom „Clavier“ sprachen, dann meinten sie sowieso nicht ausschließlich das, was wir unter Klavier verstehen, sondern generell ein Tasteninstrument. Da konnte ein Cembalo gemeint sein, ein Clavichord – oder eben der damals noch junge Hammerflügel. Instrumentenbauer investierten viel Erfindungskraft, um an der Mechanik zu feilen. Die Klangeigenschaften der Instrumente unterschieden sich oft gravierend voneinander.

Wolfgang Brunner kommt ins Schwärmen angesichts der Individualität alter Instrumente: „Das finde ich persönlich ja das Schöne an der Beschäftigung mit historischen Flügeln:  Dass sie so viel charakteristischer als moderne Flügel sind. Die Beschäftigung mit ihnen ist wie die Begegnung mit einem interessanten Menschen, dessen Stärken und Schwächen, seine Resonanzfähigkeit man erst herausfinden muss und deshalb persönlich Fantasie und Flexibilität entwickeln darf.“

Das geeignete Instrument für die jeweilige Musik auszuwählen, ist deshalb eine der Herausforderungen an heutige Interpreten. Zum zweiten Mal findet von 9. bis 19. Juni in Salzburg ein Hammerklavierfestival statt. Johann-Michael-Haydn-Gesellschaft macht dafür gemeinsame Sache mit dem Institut für Alte Musik der Universität Mozarteum.

Einer der Gäste ist Ronald Brautigam, ein Amsterdamer Spezialist fürs Hammerklavier und Professor an der Musikhochschule in Basel, einem Mekka der Alten Musik. Er wird am 12. Juni im Ständesaal des Salzburg Museums auf dem originalen Michael-Haydn-Hammerklavier spielen. Ebenfalls aus den Niederlanden kommt Arthur Schoonderwoerd, der am 14. Juni im Schloss Frohnburg Impromptus von Franz Schubert spielt. Aus Israel kommt Michael Tsalka (zu Gast am 19. Juni in der Frohnburg). Wolfgang Brunner und seine Studierenden am Mozarteum sind beim Hammerklavierfestival natürlich auch ausgiebig beschäftigt.

Der Hammerflügel von Michael Haydn wurde im Jahr 1803 von Johann Evangelist Schmid gebaut und umfasst fünf Oktaven. Schmidt (1757-1804), der u.a. in Augsburg bei einem der berühmtesten Klavierbauer seiner Zeit, Johann Andreas Stein, gearbeitet hat, war auf Empfehlung von Leopold Mozart nach Salzburg gekommen und wirkte hier seit 1786 als Hoforgelbauer. Schmidts Hammerklaviere wurden von den Zeitgenossen sehr geschätzt, Leopold Mozart schenkte seiner Tochter Nannerl eines zur Hochzeit (1784). Michael Haydns Klavier war eines der letzten Instrumente, die Schmidt angefertigt hat, er starb im März 1804.

Den Flügel des Salzburger Haydn gibt es in Salzburg übrigens gleich zwei Mal: Erstens das Original – in der Instrumentensammlung des Salzburg Museum – und eine Kopie im Konzertraum der Johann-Michael-Haydn-Gesellschaft. Fürs Hammerklavierfestival stehen außerdem der originaler Hammerflügel von Conrad Graf (1839) aus dem Besitz der Stiftung Mozarteum sowie frühe Biedermeier-Instrumente aus der Werkstatt von Robert Brown zur Verfügung.

Auf dem Graf-Flügel erklingtr am Pfingstmontag das Schumann-Klavierkonzert „im Sinne des 19. Jahrhunderts in einer Bearbeitung mit Begleitung für Streichquartett“, erklärt Wolfgang Brunner. „Den Graf-Flügel der Stiftung dürfen wir pro Studienjahr drei Mal für Konzerte der Universität benutzen, und haben nach unserer letzten Begegnung mit dem Instrument festgestellt, dass ihm Hochromantik wie Schumann am besten liegt.“ (dpk-krie)

Zweites Salzburger Hammerklavierfestival, von 9. bis 19. Juni – www.michaelhaydn.com
Bilder: www.ronaldbrautigam.com (1); www.michaeltsalka.com (1)