Zu Ehren unserer lieben Frau

BACHGESELLSCHAFT / MARIA PLAIN

17/08/13 1950 verkündete Papst Pius XII. das Dogma von der leibhaftigen Himmelfahrt Marias. Seit 1991, der 200. Wiederkehr von Mozarts Todestag, entbietet Albert Hartinger in der Wallfahrtskirche Maria Plain seine Reverenz. Heuer mit der mutmaßlich einst dort uraufgeführten Messe.

Von Horst Reischenböck

Der ehemalige Festspielpräsident Bernhard Paumgartner führte noch regelmäßig Wolfgang Amadés sogenannte „Krönungsmesse“ KV 317 auf. In der irrigen Meinung, diese sei für die Krönung des Gnadenbildes komponiert worden. Tatsächlich rührt ihr Name jedoch von der Tatsache her, dass sie die einzige Mozart-Messe ist, die in Wien in einen Band entsprechend festlicher Werke für Krönungsfeierlichkeiten oder Erinnerungen daran Eingang fand.

Musikologen vertreten längst die Ansicht, dass es in Maria Plain vielmehr die Missa brevis in D-Dur KV 186h (194) von 1774 gewesen sein muss. Die erste Mozart- Messe, die, nach seinem Ableben, 1793 in Vater Leopolds Geburtsstadt Augsburg veröffentlicht wurde, und in der Wolfgang subtil satztechnische Kniffe ausprobierte. Wie etwa den Doppelkanon zwischen Ober- und Unterstimmen gleich zu Beginn im Kyrie. Besonders berückend, eindrucksvoll das Sopransolo im abschließenden Agnus Dei, dem sich Katja Stuber verinnerlicht hingab. So, wie sie sich ähnlich schon zuvor in Michael Haydns Ave Maria MH 72 verströmt hatte.

Von Michael Haydn kam auch eins aus den Duos für Violine und Viola, in D-Dur MH 336, zur Ausführung. Frank Stadler, Konzertmeister des Mozarteumorchesters, und sein Kollege Werner Neugebauer spielten auf Originalinstrumenten. Diese Stücke sind ein Beleg, was Fürsterzbischof Colloredos eigenem Spiel zuzutrauen war (durch Mozart in seiner Vervollkommnung war er dann wahrscheinlich heillos überfordert). Bruder Joseph Haydns Concerto per l’organo, due violini e Basso ex F, Hob. XVIII:7 musizierte das Salzburger Barockensemble in kleinstmöglich solistischer Besetzung aller Stimmen mit Michaela Aigner am Positiv. Zwischen Gloria und Credo der Messe eingebettet war auch Mozarts G-Dur-Kirchensonate KV 241.

Zum Offertorium intonierten die 13 Mitglieder des Collegium Vocale der Salzburger Bachgesellschaft unter Leitung von Albert Hartinger das „Sancta Maria, mater Dei“ KV 273. Mutmaßlich auf Maria Geburt, den 10. September hin, entstanden. Den herzlichen Beifall bedankten sie dann nach anderthalb Stunden noch mit „Alma Dei creatoris“ KV 272a (277).

Der Bachgesellschaft ist ja auch ein Anliegen, auch andere einst am erzbischöflichen Hof erklungene Musik zu tönendem Leben zu erwecken. So spielte Michaela Aigner von der Orgelempore herab virtuos die letzte der zwölf Toccaten aus Georg Muffats, 1690 in Salzburg gedruckt und Kaiser Leopold I. gewidmetem „Apparatus Musico-Organisticus. Und noch weiter zurück ging es mit dem ersten Domkapellmeister Steffano Bernardi: die Liebeserklärung der Solokantate „O dulcissima dilecta mea“, die erst zum Schluss durch ein Alleluja die Kurve zum Sakralen hin kratzt, meisterte Tenor Virgil Hartinger gewohnt strahlend in allen geforderten Facetten.