Ernst, brav und artig

WIENER SAAL / TRIO STARK

15/11/12 Eins und eins und eins ist in der Musik nicht zwingend drei. Irgendwie läuft’s wohl nicht so richtig, wenn man einen Abend lang im Konzert sitzt und darüber nachdenkt, wie dünn doch die Spitze ist.

Von Reinhard Kriechbaum

An diese Spitze ist das „Trio Stark“, das am Dienstag (13.11.) bei der Stiftung im Wiener Saal spielte, noch nicht unterwegs. Freilich, untadelig spielen die drei: die Geigerin Nurit Stark ist israelischer Abstammung, die Cellistin Monika Leskovar studierte in Berlin und ist jetzt Professorin in Lugano, der Pianist Cédric Pescia kommt aus der Schweiz. Alle haben sie als Solisten ihre Meriten, und die offizielle Biographie des Trio Stark zählt ausschließlich diese auf. Kein Wort zum Trio als Ensemble, nicht mal ein Foto der drei auf einem gemeinsamen Bild findet sich auf der Seite der Agentin. Vielleicht ist das der springende Punkt. 

Wenig ist zu sagen zu den Wiedergaben – und zwar ganz egal, ob sie Mozart (Trio C-Dur KV 458), Schumann (Trio g-Moll op. 110) oder Beethoven (Klaviertrio B-Dur op. 97) spielten. Drei Werke also, die ihre Schöpfer jeweils in einer späten Schaffensphase geschrieben haben. Meisterwerke, die deutlich mehr sind als „Gebrauchsmusik“. Vielleicht gingen an dem Abend die drei Leute – sie werden so um die Fünfunddreißig sein – deshalb ein wenig zu skrupulös heran. Vielleicht fehlt es aber auch einfach an Fantasie.

Das Schumann-Werk wollte in seiner Sprunghaftigkeit, in seinem romantisch-unberechenbaren Wesen lustvoll erspürt werden. Im Mozart-Trio, in unmittelbarer Nachbarschaft zur letzten Symphonien-Trias entstanden, dürften sich getrost mehr Abgründe auftun, als die paar Moll-Trübungen im Rondo-Finale. Und erst Beethovens „Erzherzog-Trio“: Klar und richtungweisend die natürliche Reibung zwischen gesungener Lyrik und rezitativischer Aufrauhung schon das Hauptthema, möchte man meinen. Und musikantisch ein aufgelegter Zwölfer die Walzerdrehungen im Scherzo? Es kam vom Trio Stark alles ernst, brav und artig. Kein Lächeln kommt diesen drei noch eher jungen Leuten aus. Es wirkt, als ob sie beim eifrigem Üben die Lust und Laune verloren hätten.

Und das freilich auf technisch höchst respektablem Niveau. Als Trio sind sie (manuell und tonlich betrachtet) kerngesund. Es besteht keinerlei Gefahr, dass einer den anderen mit dem Bazillus des Musikantentums anstecken könnte.

Bild: Konzertdirektion Hampl