Marimba goes Bach

KULTURVEREINIGUNG / WAVE QUARTET / MOZARTEUMORCHESTER

09/02/12 Ob sich’s der Thomaskantor wohl so hätte vorstellen mögen? Cembalokonzerte Johann Sebastian Bachs auf vier Marimbas. Gastdirigent Carlos Domínguez-Nieto stellt spanische Klänge von Isaac Albéniz dazu. Das Ergebnis: Begeisterungsstürme.

Von Horst Reischenböck

altDas aus Afrika stammende Marimbaphon gab’s zwar vor rund dreihundert Jahren noch nicht, doch mit der Anordnung seiner Klangplatten weist es durchaus Gemeinsamkeiten mit einem Klavier auf. Der Rumäne Bogdan Bacanu, der auch ein eigenes Marimba Mallet entwickelte, war Student am Mozarteum bei Peter Sadlo und lehrt längst selbst. Geraume Zeit beschäftigt er sich bereits damit, Bachs Konzerte für Tasteninstrumente zu transkribieren. Nicht um „Bach für Marimba, sondern die Marimba für Bach“ zu bearbeiten.

Für einen Solopart braucht’s ihrer zwei. So standen vorerst im bekannten d-Moll-Konzert BWV 1052 Bacanu, der auch in alter Manier dann den Continuo-Bass mitspielte, und sein genauso virtuoser Salzburger Student Christoph Sietzen einander gegenüber. Dahinter auf dem Podium des Großen Festspielhauses, mehrheitlich stehend, ohne Vibrato musizierend Streicher des Mozarteumorchesters. Alls es anschließend um das rare Konzert für zwei Cembali in C-Dur BWV 1061 – mithin um vier Marimba-Spieler – ging, verkümmerten die Streicher leider zur optischen Staffage verkümmerten. Sie waren ihrer bloß 22 und damit von der Parkettmitte aus schon kaum mehr hörbar.

Eine Wesensart von Bogdan Bacanus Bearbeitung: Er verteilt zwar die Solopartien paarweise, verschränkt sie jedoch zusätzlich innerhalb der jeweiligen Spieler. Das macht es nicht leichter, beispielsweise die abschließende Fuga zu durchhören. Aber das Auditorium, mit den in diesem Rahmen noch nie vernommenen Klängen konfrontiert, zeigte sich schon nach den jeweiligen Kopfsätzen animiert.

Noch begeisterter durch „The Wandering Kind“ von Pop-Sänger Josh Groban. Das gibt es auch als Video zusammen mit Vladimir Petrov vom Bruckner Orchester Linz und Emiko Uchiyama aus dem Solitär der Universität und war Ersatz für das ursprünglich angekündigte Marimba-Konzert von Emmanuel Séjourne. Und noch mehr Begeisterung, förmlich enthusiastisch, nach Rodrigo y Gabrielas „Tamacun“ als weitere Zugabe vor der Pause.

Dirigent Carlos Domínguez-Nieto wird im kommenden Juni am selben Ort eine Kubanische Nacht gestalten. Ihm kam vorerst nur die Aufgabe aufmerksamen Begleitens zu. Kollege Rafael Frühbeck de Burgos, hier kein Unbekannter, orchestrierte Isaac Albéniz’ Suite española, bekannt vor allem durch ie Leyenda Asturias in Gitarristenhänden. Befeuernd animiert, glänzte das nunmehr in  instrumentalem Großaufgebot erschienene Orchester in allen Facetten und lieferte nach dem Jubel noch einen „Rausschmeißer“ von Ruperto Chapí.

Das Programm wird in den Kulturvereinigungskonzerten heute (9.2.) und morgen (10.2.) jeweils um 19.30 Uhr im Großen Festspielhaus wiederholt. - www.kulturvereinigung.com
Bild: www.wavequartet.com