Einfach nordisch
KULTURVEREINIGUNG / TONKÜNSTLER-ORCHESTER
17/01/12 Freitag der Dreizehnte war musikalisch durchaus ein Glückstag: nach zehn Jahren weilte das Niederösterreichische Tonkünstler-Orchester nun mit Grieg, Martinsson und Sibelius wieder einmal im Großen Festspielhaus.
Von Horst Reischenböck
Edvard Griegs orchestrales Schaffen ist, gemessen an seinem übrigen Œuvre, nicht gerade opulent. Die Suite im Alten Stil „Aus Holbergs Zeit“ gilt als Domäne für Kammerorchester. In ihr verpackte der Norweger in Sarabande und Air verklärt melancholische Sehnsucht an vergangene Zeiten. Neben den romantischen Serenaden von Dvo?ák und Tschaikowski haben aber längst Streicher großer sinfonischer Klangkörper nachdrücklichen Anspruch auf das Werk erhoben, und das ist gut so - zumal, wenn so exakt unter den präzis beschwörenden Händen von John Storgårds exzellent phrasiert melodischen Linien nachgespürt, fein schattiert Dynamik zwischen süffigen 14 ersten Violinen und dem Solocellisten ausgereizt wird.
„Bridge“ betitelte der Schwede Rolf Martinsson sein Trompetenkonzert op. 47. Der Komponist ließ sich bei dem Auftragswerk der Göteborgs Symfoniker durch Håkan Hardenbergers stupendes Können inspirieren. Der Trompeter hat das Werk seit seiner Uraufführung 1999 immer wieder erfolgreich international positioniert und ihm nun auch zur Erstaufführung in Salzburg verholfen.
Zu Beginn ein erster großer Abschnitt, in dem Hardenberger Stakkati, aber auch virtuose, an den „Hummelflug“ gemahnende Läufe dem Orchester gegenüberstellte. Dann werden die orchestralen Klangfarben inklusive Klavier, Celesta, zweier Harfen bis hin zu Glasspielen exzessiv aus, um zuletzt Percusssions-bestimmt den Solisten zum effektiven Duell zu fordern, das eindeutig mit dessen Sieg endet. Musik, die keine Verständigungsprobleme provoziert, auch wenn manchen Hörern vielleicht etwas zu exaltiert anmutend. Auf jeden Fall aber ein Triumph für seinen Ausnahme-Interpreten Håkan Hardenberger, der die ganze ihm zu Gebot stehende Palette von zart romantischen Ansätzen bis hin zu brillant virtuosen Läufen und strahlendem Glanz begeisternd ausbreitete.
Der Finne John Storgårds steht seit 2008 dem Philharmonischen Orchester Helsinki vor. Seit Jänner ist er auch Gast bei der BBC Philharmonic in Manchester und plant mit ihm die Aufnahme eines Jean-Sibelius-Zyklus. Kein Wunder, dass er dessen populärste Sinfonie Nr. 2 in D-Dur, op. 43, mitbrachte. Formte eindrucksvoll, plastisch mit den durch alle Register hindurch blendend disponierten Mitstreitern, präzisen Streichern, bukolischem Holz und strahlenden Blecheinwürfen, das große Fresko.