Hausmusik

BACHGESELLSCHAFT / DIE BACHFAMILIE

22/11/11 Hatte der Thomaskantor wirklich zwanzig Kinder? Durften Mädchen tatsächlich nicht in die Schule gehen? Richtig oder falsch? Eine Art „Millionenshow“ gab Einblicke in das Leben der Familie Bach und in den Alltag im Barock. „Die Bachfamilie“ war Thema eines Konzerts in der Reihe „Musik für junge Leute“.

Von Horst Reischenböck

Wolfgang Brunner musste vor Beginn im Musikum noch schnell das hauseigene Cembalo reparieren. Nach einem Satz aus einem Concerto für vier Altblockflöten und Basso continuo von Bachs Zeitgenossen Johann Christian Schickhardt führte die Moderatorin Waltraud Grabherr-Hartinger auf eine Reise in die Barockzeit und ins Leben der Musikerfamilie Bach.

Hausmusik war angesagt. Sie fiel - dem Alter der Ausführenden entsprechend - nicht immer lupenrein aber dafür umso lebendiger aus. Das gab dem Ganzen eine liebenswürdige familiäre Note: Wolfgang Brunner musizierte mit Schülern des Musikums und jungen Studenten des Mozarteums. Gespielt wurde vor allem aus dem „Clavierbüchlein“ für den ältesten Bach-Sohn Wilhelm Friedemann oder dem Notenbüchlein von Bachs zweiter Frau Anna Magdalena: Sie hat mit Zwanzig als Opernsängerin achtmal mehr verdient als ihr späterer Gatte im selben Alter als Organist!

Die Sopranistin Eva Pleschberger, die die bekannte Arie der Giovannini BWV 518 und „Schafe können sicher weiden“ aus der Jagd-Kantate sang, spielte die Mutter. Als „Vater“ Johann Sebastian achtete Wolfgang Brunner persönlich auf die Lösung von musikalischen Hausaufgaben: etwa an Hand eines Präludiums Johann Kuhnau, Bachs Amtsvorgänger in Leipzig. Wie und woran Bachs Schüler übten, zeigte Wolfgang Brunner an einem Clavichord, dem leisesten aller Tasteninstrumente. Dazwischen animierte Brunner die anwesende Jugend auch zu einem kleinen Tanzkurs in Sachen Menuett.

Bach hat eigene und fremde Werke bearbeitet, umgearbeitet, für neue Kompositionen weiterverwendet: Dass und wie praktikabel arrangiert wurde, zeigten Bearbeitungen wie das Präludium c-Moll BWV 999 „pour la luthe“ oder das populäre Air aus der dritten Orchestersuite im Arrangement für Blockflöten-Ensemble des Musikums Oberndorf unter Leitung von Peter Martin Lackner.

Diese Gruppe stellte auch das Thema aus „Die Kunst der Fuge“ vor und forderte auf, der „Flucht“ des Themas durch die Stimmen hindurch zu folgen. Lukas Moser wiederum - assistiert von Johannes Hartinger am Schlagzeug - führte das Präludium C-Dur BWV 924 am modernen Flügel gekonnt in eigene Jazz-Improvisation hinein.

Zum Ausklang gab es Geistliches, ein wichtiger Aspekt im Leben der tiefgläubigen Familie: den Choral „Jesu bleibet meine Freude“. Freude hatten mit diesem Bachprojekt alle Zuhörer. Begeistert waren vor allem die Kinder, denen die anderthalb Stunden wie im Flug vergingen.