… und Eigenes

SOMMERAKADEMIE MOZARTEUM / DOZENTENKONZERT

12/08/11 Dora Schwarzberg (Violine) und Jorge A. Bosso (Violoncello) bildeten mit dem Leiter der Sommerakademie Alexander Müllenbach ein Klaviertrio. Sie spielten in einem Sommerakademie-Konzert am Dienstag (9.8.) im Solitär Bach, Brahms und Werke von eigener Hand.

Von Karl Winkler

Gleich ein Schwergewicht zu Beginn: Bachs zweite Partita für Violine allein hat Dora Schwarzberg souverän, oft nachdenklich, dann wieder energisch interpretiert. Großen Wert legte sie auf Durchhörbarkeit, die thematischen Linien kann man bei ihr ohne Mühe verfolgen. Ihr volltönender Geigenklang hatte manchmal etwas Zerbrechliches an sich. Die Bach'schen Tanzformen gestaltete sie oft fast rezitativisch, horchte den Pausen und Übergängen nach. Die Giga war ein facettenreicher Edelstein, eine würdige Vorbereitung auf die Gestaltenfülle der Ciaccona. Da scheint sie sich selber zuzuhören, unbeschwerte Momente eines Tänzchens ziehen lächelnd vorüber, bevor die zunächst leise einsetzenden dreifachen Fanfarenrufe wieder zur Konzentration auf die Themenvielfalt rufen. Und ganz am Ende, vor der allerletzten Phrase, ein Zögern – eine Frage, die offen bleibt.

Mit strengen Formen ging es weiter: Jorge A. Bosso spielte den Cellopart seines Duos Nr.2 für Violine und Violoncello. Drei Fugen werden durch zwei Intermezzi voneinander getrennt. Diese strengen formalen Vorgaben haben allerdings überhaupt kein akademisches Ergebnis. Bosso versucht nach eigener Aussage, die Trennungen der verschiedenen musikalischen Strömungen zu überwinden. Seine Musik ist immer klangvoll, sicher auch von seinem südamerikanischen Temperament stark geprägt, was aber nicht heißt, dass es dabei recht wild zugeht. Eher darf man an Tangostimmungen seiner argentinischen Heimat denken. Schwärmerisches, manchmal sehnsuchtsvoll Zurückhaltendes, kontrastiert mit leidenschaftlich aufbrausenden Gesängen. Das erste Intermezzo verklingt im Unhörbaren, das zweite hingegen beginnt als pathetisches Lento, wie ein Gesang aus der Ferne, der immer näher kommt und zuletzt den Raum füllt, bevor die dritte Fuge ihre klangmächtige, rhythmisch akzentuierte Vielstimmigkeit entwickelt.

Auch Müllenbach leistete einen kompositorischen Beitrag zu diesem Konzert. Seine "Kleine Passacaglia" für Violoncello und Klavier hat er für diesen Anlass um eine Violinstimme erweitert. Ein klangschönes, besinnliches Stück, in dem die Streicher ein Thema mit einem markanten Schleifer stets präsent halten, während dahinter das Klavier seine sanften Glockentöne einstreut.

Das Trio op.114 von Johannes Brahms, in der Version mit zwei Streichinstrumenten (statt Klarinette und Violoncello), erfreute besonders durch die offenkundige Affinität Dora Schwarzbergs zu spätromantischen Klangzaubereien. Bossos stets weich tönendes Instrument und die beherrschte Fülle des von Müllenbach dezent gerundeten Klaviertons verbanden sich auf wundersame Weise mit Schwarzbergs schlankerem Klang, der noch im Pianissimo helle Strahlen sandte.

Nach dem energisch formulierten Allegro, mit seiner Wiener Walzerseligkeit und einem fröhlich polternden Schluss, konnte man noch einmal Bossos reichen Klangphantasien lauschen: Der dritte Satz aus seinem Klaviertrio erinnerte an einen Pilgerzug, die Streicher lassen Gesänge hören, die aus der Ferne auftauchen. Der Klaviereinsatz entführt in einen mystischen Raum, die Klangwogen steigen – und verebben am Höhepunkt. Ein schöner Abschluss eines lebhaft akklamierten Abends.