asdf
 

Bravo, Katie!

KATIE MELUA / GROSSES FESTSPIELHAUS

20/06/11 Katie Melua singt bereits die erste Strophe von „The Closest Thing To Crazy“, da ist von ihr noch gar nichts zu sehen: Doch dann hebt sich der Vorhang und gibt den Blick frei auf die 26-jährige Sängerin, die bereits mit neunzehn Jahren mit ihrem Debütalbum „Call Off The Search“ an die Spitze der britischen Charts stürmte.

Von Nina Ainz

In diesem Moment denken wohl viele Besucher im altehrwürdigen Festspielhaus dasselbe wie der Sitznachbar: „Fesch sieht sie aus!“ Standing Ovations gab es am Samstag (18.6.) für Katie Melua im Großen Festspielha

us. Die Popsängerin begeisterte im Rahmen ihrer „The House“-Tour mit einer tadellosen Darbietung und ihrer hinreißenden Natürlichkeit. In der Tat ist die Britin mit den georgischen Wurzeln eine Augenweide in ihren güldenen Leggings, dem blau-grünlich schimmernden Hängerchen und den weichen Locken.

Aber genug der Äußerlichkeiten, es geht ja hier schließlich um die Musik. Und die steht bei Katie Meluas schlicht gehaltener Bühnenshow nach wie vor im Vordergrund.

Trotzdem geht es nicht ohne etwas neumodischen Firlefanz. So kommt auch dieses Konzert nicht ohne gelegentliche Videoprojektionen im Hintergrund aus. Das ist ja grundsätzlich eine willkommene Abwechslung, wenn etwa wie bei „The Flood“ die muskulösen Tänzer aus dem dazugehörigen Videoclip ihre glänzenden Körper zur Musik wiegen. Teilweise aber gehen die Bilder hart an die Grenze zur Lächerlichkeit, wie beim ohnehin schon kitschgefährdeten Song „Red Baloon“, als auf der Videoleinwand rote Ballons in den Videohimmel steigen, oder bei „If You Were A Sailboat“, bei dem im Hintergrund ein – erraten! – Segelboot im Mondlicht schippert.

Davon abgesehen ist Katie Meluas Konzert eine rundum gelungene Angelegenheit. Sie startet vorsichtig mit drei älteren Songs in den Abend (darunter auch das entschleunigte The-Cure-Cover „Just Like Heaven“) und wagt sich dann gleich an „The Flood“ vom zuletzt erschienene Album „The House“, eindeutig der stärkste Song des Abends, der Melua fast ein wenig in die Rolle der Popdiva drängt. Man merkt ihr an, dass ihr diese noch nicht ganz geheuer ist, aber stehen täte sie ihr allemal.

Doch Katie Melua ist eben lieber das Mädchen von nebenan: Freundlich plaudert sie zwischen ihren Songs mit dem Publikum und erzählt, wie begeistert sie von ihrem nachmittäglichen Besuch in Mozarts Wohnhaus gewesen sei.

Für ihr neuestes Album hat sich Katie Melua mit dem Produzenten William Orbit zusammengetan, der auch schon Madonnas „Ray Of Light“ produzierte. Dadurch hat die Elektronik Einzug in Meluas Musik gehalten, und das geschah recht behutsam. Dabei hätte man durchaus etwas wagemutiger an die ganze Sache herangehen können. So aber ist „The House“ ein grundsolides Album mit ein paar fröhlich-banalen Popsongs wie „Twisted“ und „Plague Of Love“ und den obligatorischen Balladen wie „I’d Love To Kill You“ (zu der sie sicherheitshalber anmerkt, dass sie noch niemandem gewidmet sei) und „Red Baloon“.

Nach eineinhalb Stunden und einem ersten Abgang spielt Katie Melua dann endlich ihren bis dato größten Hit, „Nine Million Bicycles“. Das Publikum ist hörbar zufrieden, dafür gibt es dann auch Standing Ovations. Schließlich singt sie ohne ihre Band noch das gefühlvolle „I Cried For You“, und dann kann man nur noch einen begeisterten Besucher zitieren: „Bravo, Katie!“

Bilder: www.katiemelua.com

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014