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Romantisch? Sicher nicht!

ARGE / KREISKY

06/06/11 Gefühlvolle Musik ist nicht das, wofür Kreisky gemeinhin bekannt sind. Lieber machen sie ihrem großen, großen Ärger Luft. Und Musik für eine Zeit, in der weder Rhythmus noch Slogans noch helfen; eine Zeit, die man einfach nicht versteht.

Von Nina Ainz

altErst im Dezember 2010 haben Kreisky der ARGE einen Besuch abgestattet. Als Franz Adrian Wenzl zur Begrüßung darauf hinweist, meint ein Fan in der ersten Reihe, das sei sehr romantisch gewesen, so in der Vorweihnachtszeit. Der Kreisky-Sänger schnappt hörbar nach Luft. „Romantisch? Sicher nicht!“, entgegnet er empört, um schnell den nächsten „Trouble“-Song anzustimmen.

Mit ihrem neuen Album „Trouble“ im Gepäck gaben sich Kreisky am Mittwoch (1.6.) abermals in der ARGE die Ehre. In neun neuen Songs lässt sich Wenzl über Dummheit, Schauspieler, unerwünschte Störfaktoren, ewige Gewinner, lästige Cowboys, liebesbedürftige Menschen, Größenwahnsinnige, Frust und Vinylliebhaber aus. Balsam für die Seelen all derer, denen ebenfalls gelegentlich die Verachtung für ihre Mitmenschen hochkommt. Wenzls wichtigstes Instrument auf der Bühne, wenn er sich nicht gerade seiner Orgel widmet, ist sein Zeigefinger. Der zeigt wahlweise nach oben oder ins Publikum, um auf diese Art und Weise noch mal klarzustellen: Ihr seid gemeint, auch wenn ihr es nicht glaubt.

Wenzl gab sich am äußerst gesprächig und nutzte die Zeit zwischen den einzelnen Songs, um sich Schlagabtausche mit den Besuchern in der ersten Reihe zu liefern. Manchen wurde das Gerede fast zu viel – als Wenzl das fabelhafte „Menschen brauchen Liebe“ vom neuen Album ankündigt und sich wieder in längeren Ausführungen verliert, verliert ein Zuhörer die Geduld und ruft entnervt: „Spü afoch!“

Und dann spielen sie „Menschen brauchen Liebe“, eine fast achtminütige Elegie über das menschliche Bedürfnis nach Liebe und die fatalen Auswirkungen, wenn es nicht erfüllt wird. Der Song erlaubt es einem, die Ohropax kurz herauszunehmen, denn „durch laute Musik wird schon lange nichts mehr gut“, wie es in „Die, die immer gewinnen“ so schön heißt. „Kein Rhythmus hilft mehr, kein Slogan hilft mehr, das ist unsere Zeit und ich verstehe sie nicht“, heißt es da auch. Trotzdem jault kurz darauf Martin Max Offenhubers Gitarre wieder auf und Klaus Mitter drischt noch mal auf sein Schlagzeug ein. Irgendwie muss es ja weitergehen.

„Schließ Frieden mit deiner Frustration, verwandle deinen Hass in Energie“ singt Wenzl in „Schließ Frieden“, und dieses Credo sollte man wohl beherzigen. Leider wollte an diesem Abend nicht so richtig Stimmung aufkommen, was sich unter anderem an den zahlreichen Besuchern, die vorzeitig das Konzert verließen, zeigte. Lag es vielleicht daran, dass Kreisky erst verhältnismäßig spät auf die Bühne kamen und das Publikum nach zwei sehr guten Vorbands (Lehnen aus Wien und die Salzburger Band LiLLy B kiLLeD) Mühe hatte, sich auf den eigentlichen Höhepunkt des Abends einzulassen? Darüber kann man nur spekulieren. Fest steht, dass Kreisky mit „Trouble“ ein sehr gutes Album abgeliefert haben. Und beim nächsten Mal wird’s dann vielleicht auch wieder romantisch.

Bild: www.kreisky.net / Ingo Pertramer



 

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