Ehre für die Dialogbereiten

MOZART-WETTBEWERB / DIE ENDRUNDEN

21/02/11 Man kann es ganz ausgezeichnet treffen in einem Musikwettbewerb - und auch weniger gut. Die drei Finalisten in der Violin-Endrunde des Mozart-Wettbewerbs haben mit der partnerschaftlich agierenden Camerata auch ihr kammermusikalisches Verständnis ins rechte Licht rücken dürfen.

Von Reinhard Kriechbaum

altUnbezahlbar im Wettbewerbs-Ernstfall, wenn einer so viel Podiumserfahrung hat wie Sergey Malov. Er war ja oft Solist in jenen Mozart-Konzerten, die das Salzburger Amadeus-Orchester sonntags für Touristen gibt. Das mag nicht immer ein musikalisches Highligth sein, aber als Solist lernt man, worauf es ankommt. Und so hat Sergey Malov, der lange in Salzburg studiert hat und im hiesigen Konzertleben kein Unbekannter ist, auch die Jury in der Schlussrunde am Freitag 18.2.) für sich einnehmen können. Gelöst und unkompliziert wirkt er vor und mit dem ohne Dirigenten spielenden Orchester. Es fehlt ihm nicht an Mut, manche Passage spitz und draufgängerisch anzusetzen. Der Ton mag an diesem Abend manchmal etwas dünn gewirkt haben - aber was macht das schon, wenn sich einer so selbstbewusst aufs Dialogische einlässt, das A-Dur-Konzert KV 219 nicht nur spielt sondern auch gestisch und mimisch vor-spielt?

altIn der Chinesin Ying Xue wäre Malov freilich dann doch noch beinah ernsthafte Konkurrenz erwachsen. Denn ginge es allein darum, die Schönheit, Verlässlichkeit und Größe des Tons zu würdigen, dann hätte selbstverständlich sie als Siegerin aus der Schlussrunde hervorgehen müssen. Was sie besonders gut kann: in Sequenz-Passagen das dynamische Gewicht und den Ausdruck so abwandeln, dass das Hintergründige (wie es beispielsweise das Andante cantabile des D-Dur-Konzerts KV 218 bereit hält) greifbar wird. Auch Ying Xue merkte man die Auftrittsroutine an, und da hatte im Vergleich die mit zwanzig Jahren doch eine Lebenserfahrungs-Stufe niedriger stehende Deutsche Sarah Christian schlechtere Karten. Freilich: Wenn sie dereinst ihren warmen, edlen Geigenton in den Dienst wachsenden Selbstbewusstseins stellen wird …

altAm Samstag Abend darauf waren die Pianisten an der Reihe. Wieder die Camerata Salzburg, die aber an dem Abend (den Dennis Russel Davies dirigierte) wie ausgewechselt spielte und im Es-Dur-Klavierkonzert KV 482 die Musik eigentlich nur lautstark buchstabierte. Da hatte Xiaoxi Wu (China) überhaupt keine Chance, einen sinnvollen Dialog zuwege zu bringen. Es ist wohl auch kein Wettbewerbs-Stück.

Ungleich besser profilierte sich die Koreanerin Ji Hye Jung im C-Dur-Konzert KV 467: im langsamen Satz war sie eine persönlichkeitsstarke "Vorsängerin", leicht und spritzig wie Prosecco hat sie das Final-Rondo aufgequirlt. Interessant, dass sie manches von ihren Vorstellungen im Eröffnungssatz recht rabiat durchgedrückt hat, in deutlichem Konfrontationskurs gegen Russel Davies und die Camerata. Man kann das freilich auch als mangelnde Dialogbereitschaft lesen.

Wie er auftritt und wie er spielt: Das sind beim Ersten Klavier-Preisträger zwei Paar Schuhe. Die Lyrik im ersten Satz des Konzerts in B-Dur KV 595 hat der erst 23jährige Italiener in vielen Facetten fein ausgeleuchtet, und im Larghetto-Satz hat er hören lassen, dass er das spezifische Gewicht der solistischen Beiträge im Vergleich zum Orchesterteppich wohl einzuschätzen weiß. Zwischen spritzig und elegant hat er schließlich im Rondo gewandt laviert.

Darf ein 23jähriger schon so eitles Gehabe an den Tag legen - oder darf er es noch? Wie auch immer, jetzt hat er ja den Mozart-Wettbewerb gewonnen. Duckmäuser bringen es nicht so weit.

Der 11. Internationale Mozartwettbewerb ist für 2013 in den Sparten Gesang und Streichquartett geplant.
Bilder: Universität Mozarteum
Die Biographien der beiden Ersten Preisträger {ln:Sie haben zu Mozart wirklich etwas zu sagen}