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Kleiner Grenzverkehr in Stiller Nacht

FEUILLETON

04/01/11 Zu spät, nach Weihnachten, ein paar Tage nach Silvester gar über "Stille Nacht" zu schreiben? Ja, schon - aber die "Stille Nacht"-Gesellschaft denkt auch nach den Festtagen über sich und ihr Lied nach. Außerdem ist in 354 Tagen ja schon wieder Weihnachten.

Von Reinhard Kriechbaum

Vorerst zielen die guten Vorsätze für 2011 nach Tirol. Den “Schwerpunkt Fügen im Zillertal” habe man dieser Tage für das Arbeitsjahr 2011 ausgegeben. Denn - so Stille-Nacht-Gesellschafts-Präsident Michael Neureiter: “Fügen ist 'der Link von Stille Nacht! in die Welt', die Erfolgsgeschichte des Lieds ist ohne das Zillertal nicht vorstellbar!”

Man muss sich die internationale Verbreitung des Weihnachtsliedes als eine Art "Stille Post" über die Berge vorstellen: “So wie das Lied über den Orgelbaumeister Mauracher nach Fügen kam und dort von den 'Strasser-Sängern' übernommen worden war, die es wieder an die 'Rainer-Sänger' weitergaben, so fanden bis ins 19. Jh. viele Kulturwanderungen quer durch Europa über Handelswege, Wanderhandwerker- und -händler statt. Schon vor ihnen waren die so genannten 'Zillertaler Nationalsänger' ja Wanderhändler (z.B. Handschuhmacher), die die Produkte ihrer Region in jenen Zeiten, in denen zu wenig Broterwerb im Tal war, nach außen trugen und dazu auch als Sänger und Unterhalter einen zusätzlichen Broterwerb suchen mussten. Die wichtige Rolle der Zillertaler als Werbefaktoren für die Verbreitung einer alpinen Volkskultur und damit auch als Initiatoren eines frühen Alpentourismus und einer frühen Begeisterung der Städter für die 'Nationalcostume', für 'Sitten und Gebräuche' ist bekannt und vielfach erforscht.“

So die Vertreter der Stille-Nacht-Gesellschaft, die das Weihnachtslied deshalb ein "Lied der Grenzüberschreitung" nennen und  vor ein paar Tagen tatsächlich die Aufnahme des Liedes in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturguts beantragt haben. "Gruber war Oberösterreicher, Mohr in Oberösterreich und Bayern aktiv. Aber die Verbreitung des Lieds ist ohne Tirol und das Zillertal nicht vorstellbar!" Die Weltläufigkeit fängt, wie wir alle wissen, mit dem Kleinem Grenzverkehr an.

 

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