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Der Dinge Lied im stillen Laut

CHORKNABEN UND CHORMÄDCHEN

22/12/10 „Wenn der Herrgott es will, wird auf amol alls still“. Mit diesem Text markiert Alois Krammars Lied sicher wie kein zweites die Dialektik der allgegenwärtigen adventlichen Besinnungs-Betriebsamkeit.

Von Erhard Petzel

Eine besonders sympathische Ausformung davon fand sich beim Adventkonzert der Salzburger Chorknaben und Chormädchen am Montag (20.12.) in der Christuskirche „Der Dinge Lied im stillen Laut“. Aber nicht nur.

Als Chor des Musikums richtet sich der Rhythmus der Chorknaben und Chormädchen nach dem Schuljahr. Und so kommt zum Ritual des Advents die Herausforderung, sich nach dem Schulbeginn in einem großen Rahmen zu präsentieren.

Der Chor erfreut sich heuer besonderer Stabilität. Nicht nur der Gesamtklang strahlt wie gewohnt homogen und sauber durchs Kirchenschiff. Auch die vielen Kinder mit Solo-Aufgaben zeigen sich sicher und präsentieren ihre bunte Palette an Farben bei der Gestaltung einzelner Strophenteile, im Ensemble oder als Überstimme.

Zu Stevens „Merry Christmas, everyone“ freut man sich etwa über die klangliche Verfremdung durch ein Kazoo. Perfekt in Klang und Ausdruck dazu die Instrumentalgruppe mit Familie Herbst (Diatonische, Gitarre, Bass) und Thomas Hofbauer (Steirische). Etwas weniger launig als gewohnt Walter Müller in seinen neueren Texten, eindringlich der Vergleich von Talkshow mit Vaterschaftstest und der Situation des heiligen Joseph mit seiner schwangeren Maria.

Statt Stille also Aktivität gegen Stillstand, die als Verdacht gegen herausgebildete Tradition im Raum steht. Tradition aber ist ein wesentlicher Faktor einer lebendigen Kulturlandschaft, in der nicht immer nur das Rad neu erfunden werden muss, sondern auch ein gut eingelaufenes Radl Ziele und Zwecke zu erreichen hilft.

Vor allem in der Jugendarbeit, deren Früchte Helmut Zeilner nicht nur in seiner eigenen Chorarbeit ernten kann (seine Klangscala, in der etliche ehemalige Chorkinder mitsingen, heimste heuer den Schubert-Preis ein). Die Arbeit vieler engagierter und gut ausgebildeter Chorleiter und Pädagogen hat in Salzburg ein vielstimmiges Konzert friedlichen und harmonischen Wettstreits etabliert, über das man sich nur freuen kann und das erwartungsfroh in die Zukunft weist.

So gesehen ist es nicht bloße Eitelkeit, wenn Zeilner einen der schönsten Texte Eichendorffs vertont und seine Kinder aufführen lässt. „Schläft ein Lied in allen Dingen“ hat zwar zunächst nichts mit Weihnachten im Sinn. Wenn die Dinge aber fort und fort wirken, ist das Zauberwort wohl nicht ein Spruch von außen, es liegt vielmehr in uns. Es ist der Mensch selbst, der in seinem Wirken dem Mitmenschen zum Segen wird. Eine andere und umfassende Frohbotschaft.

 

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