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So belanglos kann Jazz sein

JAZZHERBST / DIANNE REEVES

08/11/10 Dianne Reeves betritt die Bühne, begleitet von Wolken hoher Erwartung und es regnet Klassiker. - Braucht eine „Jazzgala“ vor allem Event-Wert oder sollte doch die Kunst im Mittelpunkt stehen?

Von Per Peterson

Eigentlich ist bereits alles gesagt. Beziehungsweise gehört. Der Gala-Abend beginnt damit, dass die beiden Mrs Reeves flankierenden Begleiter Russel Malone (git) und Romero Lubambo (git) den Cole-Porter- Klassiker „Night and Day“ mit einer ordentlichen Portion Geschwätzigkeit versehen. Die im Raum stehende Frage, ob man nach einem Gitarrensolo klatschen darf, wird von den billigeren Plätzen beantwortet.

Dann kommt Dianne Reeves auf die Bühne und es gibt gleich die ersten Klassiker: „Once I loved“, That´s all“ „Social Call“. Schon bei dem ersten Stück mit etwas mehr Soul - „Brazil“ - beginnt die Suche nach dem musikalisch sehr bewanderten unbekannten Vierten. Hier ein mehr als synthetisch klingendes Streichorchester, da eine Hammond-Orgel, da ein Bandoneon. Die Suche endet mit einem Blick auf die Schuhe: der vierte Mann versteckte sich musikalische Plattitüden verbreitend in japanischem Gehäuse, gesteuert von Romero Lubambo´s linkem Fuß und dessen midifizierter klassischer Gitarre.

Dianne Reeves gilt als Weltstar und ihr Curriculum Vitae liest sich wie das Who is Who der Jazz-Geschichte. Reeves beherrscht Jazzgesang und ist Meisterin im Improvisieren. Und tat dies an diesem Abend mit trauriger harmonischer und dynamischer Belanglosigkeit, einer Einfachheit, die nicht die Schönheit der Stücke hervorhob sondern diese bestenfalls als aalglatte Interpretationen durchgehen ließ.

Was übrigens auch für Lubambo und Malone galt: Keine ausgelutschte Solo- Phrase, die nicht schon hundertfach gehört wurde, keine unerwartete Wendung, kaum dynamisches Erwachen.

Den Tiefpunkt der belangslosen Unterhaltung aber erreichte der Abend durch lächerliche kleine halbzotige Witzchen (man lachte) und nett-mauzende halberotische Bemerkungen in Richtung Malone samt gut geprobter Replik. Natürlich erwartet man an einem Gala-Abend mit Dianne Reeves keine Neu-Erfindung des Jazz. Sehr wohl aber dürfte man bei einem solchen Namen mit etwas weniger Gala und mehr Hingabe zur Musik rechnen.

Bild: www.salzburgerjazzherbst.at


 

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