Arnold Schönbergs Fünf Orchesterstücke op. 16, die einst Skandal gemacht haben, haben sich längst vom Odium ungezügelter „Atonalität“ befreit. Sie bewiesen, auch im konkreten Fall am Freitag (17.1.) im Großen Festspielhaus, einmal mehr ihre Publikumswirksamkeit. Zumal der griechisch-stämmige Dirigent Vassilis Christopoulos die Zügel straff in Händen hielt und mit schierer Lust an kulinarisch reizvollen Klangeffekten imm wieder aufhorchen ließ. Gerne hätte man diese abwechslungsreiche Rarität – mit den Sätzen Vorgefühle, Vergangenes, Akkordfärbungen, Peripetie und Das obligate Rezitativ – gleich noch einmal gehört.
Die US.amerikanische Pianistin Claire Huangci hat sich in der Vergangenheit schon mit dem Mozarteumorchester mit zwei Konzerten „Next Generation“ als Mozart Solistin profiliert. Diesmal galt ihr Einsatz dem einsätzigem Klavierkonzert für die linke Hand D-Dur von Maurice Ravel (zu dessen Originalversion sich der Auftraggeber Paul Wittgenstein erst anlässlich der Aufnahme mit dem Amsterdamer Koniglijk Concertgebouw Orkest unter Bruno Walter endlich bequemte, nachdem er zuvor und ohne Ravels Wissen zu dessen Missfallen den Solopart eigenmächtig modifiziert hatte).
Die Ansprüche an die Solisten sind noch immer so hoch, dass der berühmte Pianist Alfred Cortot eine Version für beide Hände erstellt hat: Eine Kapitulation vor den spiel-technischen Anforderungen, denen sich Claire Huangci beherzt gestellt hat. Der erste Lento-Einsteg nach bedrohlichen Orchestertutti wuchtig im Ansatz, mit hämmerndem Anschlag. Leider noch immer leider aktuell als „eine Art Gedenken an die Opfer des Krieges“. Als Zugabe erklang die, wie eine Tokkata übersprudelnd gestaltete Allegro con spirito-Fuge aus Samuel Barbers einziger (in der raren Tonart es-Moll stehenden) Sonate. Barber war übrigens zur Besatzungszeit auch in Salzburg anwesend.
Den orchestralen Glanzpunkt des Abends bildeten die berühmten Enigma-Variations op. 34 von Englands Spätromantiker Sir Edward Elgar. Die 14 Variationen gelten Personen aus Elgars Umfeld, aber noch viel mehr einem quasi größeren Rätsel, das in ihnen verborgen liegen soll und die Musikwissenschaft beschäftigt. Die Grazer Philharmoniker unter Vassilis Christopoulos brilierten. Kosteten etwa die spielerisch gesetzten Einwürfe der Holzbläser differnziert aus. Elgars sonore Melodik kam zu voller Entfaltung. Highlights lieferten etwa der Solohornist, der erste Cellist. Die Streicher ließen sich von Chefdirigent Christopoulos beflügeln und zu vertiefender Klarheit führen. Von besonderer Klangpracht das berührende Nimrod-Adagio der neunten Variation. Jubel für die Gäste aus Graz.