Zwei Mal die Woche ist ab heute, Donnerstag (16.1.) in den Prunkräumen der Residenz nämlich ein Date with Mozart angesagt. „In unvergesslichen 45 Minuten können Besucher die Werke Mozarts in einem authentischen Ambiente genießen, das früher nur den hohen Herrschaften vorbehalten war“, so eine Presseaussendung des DomQuartiers. Die „exklusive Konzertreihe“ biete kammermusikalische Konzerte am Originalschauplatz und bringe „die einst entschwundenen Klänge zurück in die historischen Räume“. Und weiter: „Was die Prunkräume für die Augen sind, ist Mozarts Musik für die Ohren, erklärt Andrea Stockhammer, die Direktorin des DomQuartier Salzburg. Musik und Raum sind direkt und unmittelbar aufeinander bezogen. Nur in dieser Kombination ist das glanzvolle musikalische Erbe Salzburgs perfekt erlebbar.“
Man reibt sich die Augen ob dieser neuen Mozart-Offenbarung. Immerhin waren über Jahrzehnte die Salzburger Schlosskonzerte Dauergast im Rittersaal der Residenz (der zweiten Spielstätte neben dem Marmorsaal des Schlosses Mirabell). Siegfried Hummer, ein findiger Touristiker und tüchtiger Impresario, hatte dieses Unternehmen 1954 begründet. Mit dem Wiederaufleben des Tourismus nach dem Krieg war plötzlich für die internationalen Gäste der Stadt viel zu wenig Musik greifbar – vor allem auch: zu wenig Musik des Genius loci. So wurden die Salzburger Schlosskonzerte fast zwangsläufig zu einem prosperierenden Unternehmen.
Nach über drei Jahrzehnten führte Edith Hummer, die Witwe des Gründers, die Konzertreihe mit Terminen so gut wie an allen Abenden des Jahres weiter. Von 1991 bis 2016 leitete dann Luz Leskowitz in wirtschaftlich deutlich schwierigeren Zeiten die damals immer noch üppige Konzertreihe. Im Jahr 2007 beispielsweise traten immer noch in über 350 Konzerten 225 Musiker aus 38 Ländern auf.
Da spielte freilich die Residenz als Veranstaltungsort keine Rolle mehr. Insofern ist die Formulierung der „einst entschwundenen Klänge“ nicht ganz daneben. Die Marke Salzburger Schlosskonzerte hatte sich ja Luz Leskowitz gesichert, so heißen die Konzerte im Marmorsaal seit 2016, als Konstantin Hiller die Reihe übernahm, Schlosskonzerte Mirabell. Immerhin auch noch bis zu 27 Termine monatlich, nicht nur im Sommer. Auch der Marmorsaal ist eine authentische Mozart-Wirkungsstätte.
Doch zurück zum Date with Mozart: „Wir sind kein konventioneller Konzertveranstalter“, betont Andrea Stockhammer. „Unser Ziel ist es, Kultur und Musik zu vermitteln und das Welterbe zu bewahren. Die Musik der fürsterzbischöflichen Hofkomponisten kommt nicht in irgendeinem Konzertsaal zur Aufführung, sondern in einem authentischen Ambiente. Das ist ein einzigartiges Atout in Salzburg.“, ergänzt Sabine Krohn die die Konzertreihe im DomQuartier verantwortet und gemeinsam mit Peter Peinstingl – dem Generalsekretär der Johann-Michael-Haydn Gesellschaft Salzburg – kuratiert. „Es freut mich, dass wir mit den Dates einen neuen musikalischen Schwerpunkt im DomQuartier setzen können, der den künstlerischen Fokus auf das musikalische Raumerlebnis richtet. Einmalig für Musizierende und Hörende“, so Peinstingl, im Hauptberuf Stiftskapellmeister von St. Peter. Die Konzerte, die jeweils Donnerstags und Freitags um 16 Uhr im Rittersaal stattfinden, werden vom Residenz-Ensemble Salzburg gestaltet. Sie dauern 45 Minuten, pro Monat wird ein Programm gespielt.
Zur Fülle touristisch orientierter Musik-Unternehmen am Ort kommt also nun eine neue Reihe, und dies bestätigt den Eindruck, den ja auch Besuchs- und Nächtigungszahlen der Stadt Salzburg untermauern: Das Werkl rennt wieder auf Hochtouren. Es sind gefühlt deutlich mehr Touristen unterwegs als vor Corona. Grenzen zwischen Haupt- und Nebensaison sind kaum mehr auszumachen. Die Besucherstruktur freilich ist eine andere. Tagesgäste haben rapide zugenommen – und die Beginnzeit 16 Uhr haben die Neo-Konzertveranstaltern, die keine sein wollen, wohl nicht zufällig gewählt. Da lockt man möglicherweise Leute zum Musikhören, die abends nicht mehr da sind. Der Eintrittspreis – 28 Euro – liegt etwas über dem touristischen Level. Die Schlosskonzerte Mirabell kosten so wie die Mozart-Festungskonzerte 46 Euro, dafür bekommt man dort jeweils zwei Konzerthälften und nicht nur eine.