Zwei mal Vier

SOMMERAKADEMIE / DOZENTENKONZERT

25/08/10 Das letzte der Dozentenkonzerte der Sommerakademie des Mozarteums findet traditionsgemäß in der evangelischen Christuskirche statt und widmet sich der Kammermusik. Diesmal (am 24.8.) hieß das Motto "Zwei mal Vier".

Von Karl Winkler

Zunächst waren es aber einmal zwei, die das Podium betraten: Eyal und Yair Kless (Sohn und Vater) spielten Prokofjews Sonate für zwei Violinen op.56 und sie spielten so, dass manchmal nur eine einzige vierhändige Riesengeige zu erklingen schien, besonders im zweiten Satz, einem manchmal wie Vogelgezwitscher flirrenden Allegro. Dabei pflegen sie durchaus jeweils eine sehr individuelle Tonqualität, Eyal Kless lässt sein Instrument hell strahlen, Yair Kless liebt es weicher, dunkler, sein Spiel strahlt eine selbstverständliche Eleganz aus.

Aber nicht nur innerhalb dieser Familienbande war das gemeinschaftliche Musizieren von einer erfreulich präzisen Koordination geprägt. In Haydns Streichquartett Nr.20 D-Dur traten Antonello Farulli (Viola) und Flurin Cuonz (Violoncello) hinzu und zeigten, dass auch ein Ad-hoc-Quartett die Höhen der Quartettkunst erklimmen kann. Man muss nur wissen, in welchem Moment man sich genau mit den Partnern abzustimmen hat, sei es durch Blickkontakt oder eine kleine zusätzliche Bewegung. Die klangliche Balance war von vornherein gegeben, und im Largo, das der langsame Satz eines Violinkonzerts sein könnte, durfte sich der Primgeiger ganz darauf verlassen, dass seine Tempomodifikationen von den anderen Dreien feinfühlig mitgetragen würden.

Nach kurzer mimischer Tempovorgabe Eyal Kless' fürs Presto-Finale lief auch dieses wie am Schnürchen. Hier erwies es sich auch als sehr sinnvoll, dass zum Ausspielen von Echoeffekten die Geiger einander gegenüber und nicht nebeneinander saßen. Der Schluss war dann einer von Haydns Scherzen, optisch verstärkt dadurch, dass die Musiker mehr als in einem ohnehin eingespielten Ensemble aufeinander achten mussten: ein intensiver Blickkontakt bereitete den gemeinsamen Schlussakkord vor – den es in diesem Quartett freilich gar nicht gibt…

In Schumanns Klavierquartett op.47 übernahm Yair Kless den Part der Violine, und am Klavier ergänzte Olivier Gardon das Quartett. Zunächst kurzes Sesselrücken, denn Gardon wollte unbedingt auch seinen Cellisten im Blickfeld haben. Dieser wiederum hatte öfter an diesem Abend das Bedürfnis, sein Instrument nachzustimmen, die hohe Luftfeuchtigkeit machte wohl Probleme. Dann aber ein spannungsgeladener geheimnisvoller Beginn (Sostenuto assai), und wie schon vorher im Streichquartett, so musizierte auch nun ein aufmerksam aufeinander eingehendes Ensemble. Gardon wusste sogar die Klangfarben seines Klaviers auf die Vorgaben von Violine und Viola abzustimmen. Im Andante cantabile war es eine Freude, wie die herrlichen Kantilenen auf allen Instrumenten ausgekostet wurden, im zeitweise stürmischen Finale brachte der Pianist auch in den ruhigeren Passagen unterschwellig drängende Impulse ein.

Mit einer Wiederholung des langsamen Satzes endete die Serie der Dozentenkonzerte für dieses Jahr. Man darf sich freuen auf eine Fortsetzung im nächsten!