Große Fische im Dirigenten-Pool

MOZARTEUMORCHESTER / SPIELZEIT 2022/23

02/06/22 Fünf Sonntagsmatineen, sechs Donnertagskonzerte, elf Heimspiele.13 Auftritte bei den Festspielen und 96 im Landestheater. Zwei Gastspiele bei der Mozartwoche und sechs bei der Kulturvereinigung. 18 Konzerte auf drei Tourneen + ein Adventkonzert = 158 Termine und KEIN Chefdirigent.

Von Heidemarie Klabacher

„Das Mozarteumorchester hat sich entschieden, in den kommenden zwei Saisonen mit einem Pool von ständigen Gastdirigenten zusammenarbeiten, die an die Stelle eines Chefdirigenten oder einer Chefdirigentin treten werden.“ Das berichtete Orchesterdirektor Siegwald Bütow heute Donnerstag (2.5.) bei der Pressepräsentation zur Spielzeit 2022/23.

Es seien namhafte Dirigenten, „die regelmäßig zu uns kommen“, die meisten dem Orchester schon sehr gut bekannt, man blicke auf teils außerordentliche gemeinsame Erfolge. Mit diesem Leitungsmodell, nach dem Weggang von Riccardo Minasi, werde „nicht nur eine gewisse Kontinuität, sondern auch eine breite Vielfalt an Stilen gewährleistet“. Im Gastdirigenten-Pool schwimmen große Fische: Constantinos Carydis, Andrew Manze, Roberto González-Monjas, Reinhard Goebel, Jörg Widmann und Ivor Bolton. „Seit seinem umjubelten Debüt im November 2014 ist Constantinos Carydis ein immer wieder gern gesehener Gast am Pult des Mozarteumorchesters“, erinnert Orchesterdirektor Bütow. Charydis werde europaweit „ von den bedeutendsten Orchestern und Festivals eingeladen und er dirigiert an allen großen Opernhäusern“.

Andrew Manze wird international als einer der anregendsten und inspirierendsten Dirigenten seiner Generation gefeiert. Seit September 2014 ist er Chefdirigent der NDR Radiophilharmonie Hannover. Der Brite ist zudem Spezialist in historischer Aufführungspraxis. Der spanische Dirigent und Geiger Roberto González-Monjas ist Chefdirigent des Musikkollegiums Winterthur und des schwedischen Kammerorchesters Dalasinfoniettan. „Mit großer Leidenschaft engagiert er sich in dem von ihm mitbegründeten Musikvermittlungsprojekt Iberacademy in Südamerika.“ Reinhard Goebel muss nun wirklich nicht eigens vorgestellt werden. Der mit zahlreichen Auszeichnungen gewürdigte Künstler war Gründer und 33 Jahre lang Leiter der Musica Antiqua Köln. Goebel und das Mozarteumorchester brachten erste jüngst die CD-Einspielungen New Mozart 1 & 2 heraus.

Jörg Widmann ist längst nicht mehr nur als Klarinettenvirtuose, sondern auch als Komponist und Dirigent etabliert. Ihm sind Klarinettenkonzerte etwa von Wolfgang Rihm oder Aribert Reimann gewidmet, die er selber zur Uraufführung brachte. Umgekehrt haben namhafte Klangkörper seine Werke uraufgeführt. Ivor Bolton war zwölf Jahre lang Chefdirigent des Mozarteumorchesters und ist seither als dessen Ehrendirigent regelmäßig mit dem Mozarteumorchester zu erleben.

Fischin schwimmt im Gastdirigenten-Pool zwar keine, aber drei Dirigentinnen treten ans Pult des Mozarteumorchesters: „Mit Joana Mallwitz, Gemma New und Lin Liao konnten drei hochkarätige Dirigentinnen gewonnen werden, die zum Teil erstmalig mit dem Mozarteumorchester Salzburg zusammen arbeiten werden“, so Orchesterdirektor Siegwald Bütow. Joana Mallwitz dirigiert eine Mozartmatinee bei den kommenden Festspielen, Gemma New das Abschlusskonzert der Mozartwoche 2023 und Lin Liao leitet das Heimspiel Hommage à Hans Werner Henze im Orchesterhaus.

Die ersten vier Donnerstagskonzerte finden im frisch renovierten Großen Saal der Stiftung Mozarteum statt. In der zweiten Renovierungsphase in der Schwarzstraße weicht man noch einmal auf die Große Aula aus. Und noch ein Ausreißer aus dem Gewohnten: „Zur Einstimmung auf das Christfest“ wandere das zweite Donnerstagskonzert „mit seinem prachtvoll vorweihnachtlichen Programm“, mit Reinhard Goebel zwischen Quantz und Cannabich, „auf den ersten Adventssonntag“. Die Donnerstagskonzerte leiten Constantinos Carydis, Reinhard Goebe , Bernard Labadie, Andrew Manze und Roberto González-Monjas, die Sonntagsmatineen Jörg Widmann, Leo Hussain, Andris Poga, Masaaki Suzuki und Andrew Manze.

Mit dem 2020 initiierten Heimspiel lädt das Mozarteumorchester in sein Orchesterhaus. In diesem Zyklus fließen die bisherige Kammermusikreihe Viertel nach acht und der vom Verein der Freunde veranstaltete Tatort Kammermusik zusammen. Auch PIANOpiano, das Heimspiel für die ganze Familie, wird wieder angepfiffen. Einige der Themen: Cellissimo. Vogelwelten. XMAS mit dem Mozarteumorchester/Weihnachtslieder zum Mitsingen. Mit Brass in den Sommer/Musik zur wärmsten Jahreszeit. Time to hope/mozART-bänd&friend. Oder auch Hornissiomo/Jagdhorn, Alphorn, Gartenschlauch.

Alle Zyklen und Termine – www.mozarteumorchester.at – hier die Jahresvorschau  – zum Download
Bilder: MOS / Marco Borggreve (2); Nancy Horowitz; Julian Hargreaves