Geld aus des Kaisers Privatschatulle

HINTERGRUND / MOZARTEUM / JUBILÄUM DER GRUNDSTEINLEGUNG

06/08/10 Als man den Grundstein legte fürs Mozarteum, da hatte man mit den darauf eingravierten Eingangstakten des Mozarts zugeschriebenen „Maurergesangs“ KV 623a („Brüder, reicht die Hand zum Bunde“) wohl eher Verbrüderung und Baumeisterarbeiten im Sinn. Und sicherlich nicht geahnt, dass es dereinst die österreichische Bundeshymne sein wird.

altBei der Feier vor heute, Freitag (6.8.), genau hundert Jahren, bestand ja noch die Monarchie und man sang vermutlich die Kaiserhymne, als Seine kaiserlich und königliche Hoheit Erzherzog Eugen, Protektor der Internationalen Stiftung Mozarteum, die Szene betrat. 37 Jahre und zwei Weltkriege nach der Grundsteinlegung wurde aus genau dieser Melodie mit neuem Text die österreichische altBundeshymne. Kaiser Franz Joseph und Erzherzog Eugen blicken auch jetzt noch im Sitzungssaal der Internationalen Stiftung Mozarteum von den holzgetäfelten Wänden.

Den Grundstein zum "Mozarthaus", dem heutigen Mozarteum, kann man auch jetzt noch sehen. Er ist in den Boden des Eingangsfoyers zum Großen Saal eingelassen, vor der Mozart-Statue („Apollo Musagete“) von Edmund Hellmer. Die Feier fand während des VIII. Salzburger Musikfestes im Garten der Villa Lasser statt.

Zahlreiche Salzburger Bürger hatten sich ins Zeug gelegt, um Gelder für den Bau zu akquirieren. Ziel war es, ein Gebäude zu schaffen, in dem ein Konzertsaal, eine Bibliothek, die Verwaltung und Unterrichtsräume für die Musikschule altgleichermaßen Platz hatten. Von der Grundsteinlegung bis zum Spatenstich dauerte es dann nochmal fast zwei Jahre. Der Bau ging zügig voran, die Kosten explodierten jedoch und eine Baueinstellung schien unmittelbar bevorzustehen. Erst durch erneute massive Initiativen konnte das Gebäude zur Vollendung gebracht werden. Die Eröffnung sollte im Rahmen eines groß angelegten Musikfestes im August 1914 stattfinden. altDieses musste jedoch aufgrund des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges abgesagt werden. Somit wurde das Mozarteum nur mit einem bescheidenen Konzert, aber immerhin mit der großen Mozart-Interpretin Lilli Lehmann, am 29. September 1914 eröffnet.

Ein „Mozarteums-Bauverein“ hatte sich schon gut ein halbes Jahrhundert vor der Grundsteinlegung, 1856, auf Anregung des Hof- und Gerichtsadvokaten Josef Valentin Stieger gebildet. Diesem Bauverein widmete der Salzburger Kunsthändler Gregor Baldi im gleichen Jahr den Reinertrag des in seinem Verlag erschienenen Kupferstichs „Apotheose Mozarts“. Aufgrund der wirtschaftlichern Verhältnisse musste jedoch dieses ehrgeizige Vorhaben nach fünf Jahren wieder aufgegeben werden. Baldi errichtete mit der bis dahin eingegangenen Summe einen „Mozarteums-Baufond“, den er der Stadtgemeinde zur weiteren Verwaltung übergab. Zu heiligen Mozart-Zeiten hat man dann immer wieder an die ursprüngliche Idee erinnert, so beispielsweise, als 1870 die „Internationale Mozart-Stiftung“ gegründet wurde. Am 22. Mozart-Tag, dem 7. August 1902, kam es auf Antrag des damaligen Zentralvorstehers der Mozart-Gemeinde Friedrich Gehmacher zu einer Konkretisierung dieses Vorhabens. Er veranlasste die Bildung eines unter der Verwaltung der Mozart-Gemeinde stehenden „Mozart-Hausbaufonds“. Die Spendenaufrufe unter den Mozart-Verehrern zeigten schon bald Erfolge. Einen namhaften Beitrag leistete Kaiser Franz Joseph I aus seiner Privatschatulle, und damit bekam das Unternehmen auch entsprechend Bedeutung.

altBei einem Wettbewerb 1909 wurde von 64 eingereichten Projekten der Entwurf „Larghetto“ von Prof. Richard Berndl aus München mit dem ersten Preis ausgezeichnet.

Das im Stil des Münchner Späthistorismus erbaute Gebäude beherbergt heute die Büroräume der Stiftung Mozarteum Salzburg, die beiden Konzertsäle „Großer Saal“ und „Wiener Saal“, die Bibliotheca Mozartiana und Unterrichtsräume, die von der Universität Mozarteum genutzt werden.

Die letzte Initiative, die dem Großen Saal sozusagen das I-Tüpfelchen in Sachen Originalzustand aufsetzte: Heuer im Mai wurde die neue Propter Homines Orgel in Betrieb genommen. Im Zuge des Orgelneubaus wurde der Prospekt mit einige Figuren und Dekorationsteilen, die noch erhalten waren, in die ursprüngliche Form von 1914  zurückversetzt. (ISM/dpk-krie)

Bilder: Archiv ISM (1); dpk-krie (4)