Normales Programm für normale Zeiten

KULTURVEREINIGUNG / SAISON 2021/22

24/03/21 „Mit der Woche der österreichischen Orchester oder der Sonderausstellung zu Lotte Tobisch in der Georg Trakl Forschungs- und Gedenkstätte setzen wir neue Akzente, die weit über das Land hinaus Beachtung finden werden.“ Das Leitungsteam der Salzburger Kulturvereinigung präsentierte die Spielzeit 2021/22.

Von Heidemarie Klabacher

„Eine Million weniger Einnahmen ist eine Million weniger. Und heuer hatten wir bis dato kein Konzert. Vielleicht gibt es das nächste erst im Mai.“ Klare Worte stellte Kulturvereinigungs-Präsident Hans Schinwald der Programmpräsentation heute Mittwoch (24.3.) voran. „Wir haben gespart. Weniger Marketing. Kurzarbeit. Wir spüren auch, wie die Mindereinnahmen auf die von uns beschäftigten Künstler durchschlagen. Hier muss weiter unterstützt werden.“ Es gehe in der Kultur „nicht nur um das Genießen, es geht auch um das liebe Geld“, so der Präsident. Und mit Blick auf die neue Spielzeit: „Das ist ein normales Programm für normale Zeiten.“

Von 82 geplanten Veranstaltungen mussten 23 abgesagt und fünf verschoben werden. 69 Prozent Eigenwirtschaftlichkeit 2020 stünden einer Eigenwirtschaftlichkeit von „normalerweise“ 94 Prozent gegenüber. 31 Prozent wurden von Stadt, Land und Bund subventioniert. Das berichtete die kaufmännische Leiterin Josefa Hüttenbrenner in der online-Pressekonferenz.

Zwei Konzerte im Mai sollen also die Saison eröffnen: Karten im freien Verkauf. Tausend Personen im Großen Festspielhaus im Schachbrett. Je nach Regierungs-Vorgaben, wenn überhaupt. Das sind quasi Sonderkonzerte. „Denn Abo-Start der Kulturvereinigung, traditionell im Mai, ist heuer erst im September.“ Und wieder der Nachsatz: „Wenn die Lage es zulässt.“ Fix-Abos für die Stammkunden wird es geben. Wahlabos können nach verbliebenen Platz-Kapazitäten vergeben werden.

Erste Gäste am 26. und 27. Mai im Großen Festspielhaus sind das Sinfonieorchester Basel unter der Leitung von Ivor Bolton mit Peter Simonischek als Sprecher in Beethovens Geschöpfe des Prometheus. Als Einstimmung und ersten Ausflug in die Griechische Mythologie hält am 18. Mai Michael Köhlmeier zwei Lesungen im Marionettentheater. Es gibt eine Kombiticket-Ermäßigung.

Solche Begleitveranstaltungen zu den Abo-Konzerten sind dem künstlerischen Leiter der Kulturvereinigung, Thomas Heißbauer, ein großes Anliegen.So gibt es etwa vor der ersten „offiziellen“ Abo-Konzertreihe Ende September, mit der „Dritten“ Mahler gespielt vom Mozarteumorchester unter Riccardo Minasi, einen „Spaziergang auf den Spuren von Mahlers 3. Symphonie“ in Steinbach am Attersee, „wo die das Werk vor 125 Jahren komponiert worden ist“. Heißbauer möchte mit dem Publikum an die Entstehungsstätte gehen und Mahlers einstige Eindrücke vor Ort lebendig werden lassen: „Mahler hat die Sätze ursprünglich ja mit Überschriften versehen: Pan erwacht oder Was mir die Blumen auf der Wiese erzählen. An vier Musikstationen (Musik freilich aus dem Lautsprecher) sollen die Natur-Eindrücke lebendig werden. Besucht werden Komponierhäuschen und Kirche in Steinbach. Zurück geht es mit dem Schiff über den See.

Wer ist noch eingeladen ins Große Festspielhaus? Das Bruckner Orchester Linz unter der Leitung von Markus Markus Poschner mit der Cellistin Julia Hagen. Das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich unter Yutaka Sado mit dem Pianisten Stephen Hough. Das BBC Philharmonic unter Omer Meir Wellber mit dem legendären Trompeter Sergej Nakariakov. Das Basque National Orchestra Robert Trevino mit dem Harfenisten Xavier de Maistre. Die Wiener Symphoniker unter Andrés Orozco-Estrada. Die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter der Leitung von Michael Francis und Christian Schmitt (Orgel). Das WDR Sinfonieorchester unter Christian Măcelaru mit der Pianistin Anna Vinnitskaya. Das hr-Sinfonieorchester Frankfurt unter Alain Altinoglu mit dem Pianisten Nicholas Angelich Klavier.

Und zum Abschluss noch einmal das Mozarteumorchester, dann unter dessen Chefdirigenten Riccardo Minasi mit dem Hagen Quartett als Solist in John Adams Konzert für Streichquartett und Orchester Absolute Jest. Der „deutliche Überhang“ österreichischer und deutscher Klangkörper sei natürlich auch den Beschränkungen der Reisefreiheit und der Planungs-Unsicherheit geschuldet, bestätigt Thomas Heißbauer. Aber schon „vor Corona wurden Flugreisen von Orchestern mit Argusaugen beäugt“. Die Kulturvereinigung werde ihren internationalen Fokus weiter beibehalten, aber eben auch die zahlreichen hervorragenden Orchesters Österreichs und Deutschlands.

Dazu passt die Woche der österreichischen Orchester im Rahmen der Salzburger Kulturtage. Von
12. bis 17. Oktober hört man das Tiroler Symphonieorchester Innsbruck, das Bruckner Orchester Linz, das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich und das Mozarteumorchester. Zudem werden sich die Geschäftsführer dieser Klangkörper zum „Ersten österreichischen Orchestertag“ in Salzburg treffen, um etwa über die Folgen der Coronakrise zu diskutieren.

Besonders freut sich der künstlerische Leiter Thomas Heißbauer über die „große Vielfalt an Soloinstrumenten“, die in der kommenden Spielzeit erklingen werden. Neben Klavier und Violine sind das Cello, Harfe, Trompete, Orgel, Saxophonquartett und eben auch Streichquarett. Wichtig ist ihm die Mischung arrivierter und aufstrebender Solisten. Und er möchte „neben bekannten Werken, die das Publikum gerne hört und die Orchester gerne spielen“, auch Werke programmieren, „die sie noch nicht oder noch nicht so gut kennen“. Etwa die Harfenkonzerte von Alberto Ginastera und Reinhold Glière, das Trompetenkonzert von Alexander Arutjunjan, Paul Hindemiths Sinfonische Metamorphosen oder die Tondichtung Roland Furieux der irisch-französischen Komponistin Augusta Holmès, einer Zeitgenossin von Camille Saint-Saëns, dessen ebenfalls selten gespielte Orgelsymphonie ebenfalls im Konzert der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz erklingt. (Wird fortgesetzt)

www.kulturvereinigung.com
Bilder: Stils aus der Video-Konferenz
Zum dpk-Interview Nachgefragt bei Thomas Heißbauer
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