Herausgekommen ist am ersten Abend eine hervorragend „versachlichte“ Bildschirmversion eines Konzerts von wenig mehr als einer halben Stunde Spieldauer. Musikalisch atmende Bildregie und gelegentlich schräg bis brutal anmutende Bildausschnitte wirkten am Bildschirm fast experimentell.
Aber darf Musik, selbst wenn sie „zeitgenössisch“ ist und in einer Mega-Krise stattfindet, wirklich keinen Schatten von „Spiel-“ oder gar „Lebens“-Lust vermitteln? Im Live-Konzert wären solche Quergedanken nicht aufgetreten.
Man ist das steifleinene Gehabe bei Festivals zeitgenössischer Musik gewohnt und wäre seltsamerweise nie auf die Idee gekommen, sich darüber zu wundern.
In der Nahaufnahme wirkte die „optische“ Grabesstimmung durchaus irritierend, besonders im Kontrast zur „klanglichen“ Lebendigkeit der Interpretation. Auf dem Programm des Aspekte-Eröffnungskonzertes am Mittwoch (3.3.) stand Musik von György Ligeti und Johannes Maria Staud: Vom ungarischen Meister Ramifications aus 1968, ein diffiziles Meisterwerk, dessen harmonische und strukturelle Komplexität vor allem quasi unter dem Topfdeckel zu brodeln scheint. Von Staud Oskar Towards a Brighter Hue II aus 2014 mit seiner immer wilder auflodernden, wie ein Vulkan überkochenden Energie.
Staud vermeidet den Begriff „Konzert“. „Solche Stücke heißen bei mir immer nur Musik für Violine und Orchester“, sagt er. Er betont aber zugleich sein Interesse an der „Konfrontation von Solistin bzw. Solist und einem Tutti-Apparat“ als einer „musikalischen Ur-Situation“. Daraus haben das Ensemble Resonanz und der Geigensolist Ernst Kovacic unter der Leitung von Johannes Fischer nicht nur Funken geschlagen, sondern einen Vulkanausbruch provoziert.