Ende gut, alles gut

KULTURVEREINIGUNG / ICELAND SYMPHONY 3 / DANÍEL BJARNASON

18/11/19 Im Zentrum des dritten Gastspielabends des Iceland Symphony Orchestra stand das Klavierkonzert Processions aus der Feder des Dirigenten und Komponisten Daníel Bjarnason. Als Solist brillierte Víkingur Ólafsson. Zur Umrahmung gab‘s Tschaikowsky und nochmals Grieg.

Von Horst Reischenböck

Positiv zu werten ist allemal, wenn Gastspielreisende Musik aus dem eigenen Landen mitbringen: So geschehen mit Procession, wie Daníel Bjarnason sein vor zehn Jahren entstandenes Klavierkonzert betitelte. Die drei vom äußeren Aufbau her traditionell gereihten Sätze zieren Überschriften - In Medias res, Spindrift, Red-Handed - die indes kein vertiefendes oder besseres Verständnis bewirken. Für an zeitgemäße Klänge gewohnte Ohren werden sowieso keine Probleme gestellt, die Tonsprache dünkt über weite Strecken neo-romantisch: So könnten auch Maurice Ravel oder Sergej Prokofjew in unserem Jahrhundert komponiert haben.

Mit hartem, später mehrfach wiederholt starkem Akzent des Schlagwerk-Quartetts ging es gleich marschähnlich In Medias res, vom Flügel her durch lyrisch Passagen konterkariert. Verinnerlichtes bestimmte auch den zum Klingen gebrachten Sprühnebel in Spindrift, in dem der Pianist Víkingur Ólafsson fein ziseliert mit Konzertmeister und dann auch mit dem Solocellisten kammermusikalisch dialogisierte. Ohne Pause schloss der dritte Satz Red-Handed an, das vornehmlich von der Gran Cassa mehr rhythmisch bestimmte Finale, das dann unvermutet doch keinen abschließenden triumphalen Höhepunkt mehr ansteuerte.

Es war jedenfalls eine als authentisch zu wertende Interpretation, zumal vom Komponiten Daníel Bjarnason geleitet und vom Widmungsträger Víkingur Ólafsson gespielt: Ólafssons virtuose Läufe und hämmernde Akkorde begeisterten spontan, genauso aber seine stupende Technik in den beiden Zugaben als gefeierter Interpret Johann Sebastian Bachs.

Mit den Auszügen aus den beiden Suiten zu Henrik Ibsens Peer Gynt konnten die Isländer schon im ersten Konzert nicht recht überzeugen, Daníel Bjarnasons distanziert wirkendes Dirigat wirkte auch diesmal präzise kapellmeisterlich und mit dem Metronom ausgezirkelt.

Nach der Pause rüttelten die fünf großartigen Hornisten des Iceland Symphony Orchestra auf - zwecks Einstieg in den Kopfsatz von Pjotr Iljitsch Tschaikowskys Vierter: Bjarnason legte in die Sinfonie f-Moll op. 36 nun auch emotionales Engagement, ließ Oboe, Klarinette, Flöte und Fagott ihre kantablen Melodien pulsierend verströmen und stürmte zuletzt mit vollem Tutti durchaus „con fuoco“ voran. Nach dem Beifallssturm erklang zum Abschied nochmals Jean Sibelius‘ Valse triste op. 44 Nr. 1, diesma im zum Unterschied zum Konzert am Mittwoch, ohne Partitur dirigiert.

Bild: KV