Kulinarisches vom Klassik-Triumvirat

MOZARTEUMORCHESTER / TREVOR PINNOCK

21/12/18 Dur-Klänge waren angesagt. Festlich gestimmt führte das Mozarteumorchester unter Trevor Pinnock im Großen Saal des Mozarteums mit Mozarts Ouvertüre zu „La clemenza di Tito“ hinein ins letzte Saisonkonzert vor Weihnachten am Donnerstag (20.12.).

Von Horst Reischenböck

Die Titus-Ouvertüre war präzise artikuliert und Trevor Pinnock, in früheren jahren erster Gastdirigent des Mozarteumorchesters, animierte zu bestechend ausgezirkelten Generalpausen. Danach betrat ein vorerst scheues Reh das Podium: Norwegens Violinstar Vilde Frang. Nach mehreren Auftritten im Rahmen vergangener Salzburger Festspiele widmete sie sich nun dem Beethovens Violinkonzert in D-Dur op. 61, das sie mit Pinnock schon im Vorjahr in Basel interpretiert hat. Er, mit seinem Ensemble The English Concert eine Instanz auf dem Feld historischer Musizierpraxis, hieß natürlich die Streicher nahezu ohne Vibrato zu spielen.

Dazu als Kontrast also Vilde Frang, die von vorerst zarter Einstimmung ins Orchester kraftvoll Energien für den Kopfsatz mobilisierte. Um den Fluss nicht über Gebühr in die Länge zu ziehen, reduzierte sie die oft gespielten, ausufernden Kadenzen von Fritz Kreisler auf wenige, durchaus ausreichende Takte. Eben so hielt sie es mit der Kadenz im Final-Rondo, in das sie mit springendem Bogen keck einführte. Dazwischen verströmte sie ihren Geigenton im Larghetto, führte diesen beglückend subtil in eine schon fast eine überirdische Aura hinein.

Kreisler bearbeitete die Kaiserhymne von Joseph Haydn, Henri Wieniawski schuf Veränderungen über dieses Thema für Solo-Geige. Die bekannte Melodie bot Vilde Frang dann im Alleingang als gedankliche Überleitung ins weitere Geschehen, Haydns Sinfonie in Es-Dur Hob.I:103. Haydn ist ein großer Symphoniker, keine Frage – das wird unmittelbar nachvollziehbar, wenn dieses Werk gewürzt ausgespielt wird in seinem ureigensten Humor, an der es der vorletzten Londoner Sinfonie nicht mangelt. Sie trägt den Beinamen „Mit dem Paukenwirbel“, und damit überrumpelte Andreas Aigmüller das Auditorium, ähnlich, wie es ihm schon Ex-Chefdirigent Ivor Bolton nahe gelegt hatte. Der Paukist garnierte auch im weiteren Verlauf das Geschehen mit überraschenden Einwürfen, ganz im Sinn von Trevor Pinnock als das Mozarteumorchester befeuernder Gast.

Die abwechslungsreich farbig akzentuierten Andante-Variationen boten dem Konzertmeister Frank Stadler, das von Haydn seinem Londoner Impresario Salomon zugedachte Solo zu nutzen. Zuvor waren Sasha Calins Oboe mit der Flöte (Bernhard Krabatsch) und der Klarinette (Ferdinand Steiner) einträchtig zu harmonischem Einklang verschmolzen. Das aufgedreht schmetterte Hörnerpaar ließ dann mehr an ein Scherzo denn ein Menuett denken. Kulinarischer und publikumswirksamer geht es nicht mehr.

Bilder: Peter Lindgreen/Marco Borggreve