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PHILHARMONIE SALZBURG / VIENNA CLARINET CONNECTION

08/11/18  Die Philharmonie Salzburg feierte ihren zwanzigjährigen Bestand mit Mozart, Beethoven und der vienna clarinet connection am Mittwoch (7.11.) im Großen Saal des Mozarteums schon ein wenig voraus – bevor am 23. November in der Salzburg Arena der ganz große Event steigt.

Von Erhard Petzel

Elisabeth Fuchs spielte ihr Gespür für die familiäre Geste coram publico aus, als sie bei der Begrüßung ihrer Zuhörer einen besonderen Gast hervorhob. Am Tag nach dem allerersten Konzert mit dem neu gegründeten Orchester in Salzburg gastierten sie am 6. November 1998 in St. Johann -vor gezählten neun Personen als Publikum (seither verhandele sie, so Fuchs, nur mehr Fixgagen). Darunter war Veronika Klinger, die seither, trotz Bauernhof und drei Kindern, alle Konzerte der Philharmonie besucht habe. Als Lohn für solche Treue lud Elisabeth Fuchs zur gemeinsamen Weinstunde nach dem Konzert und überreichte ihrem dauerhaften Fan Devotionalien in Form eines Dirigierstabs und der Partitur von Schuberts Unvollendeter.

Nach dieser bemerkenswerten Ouvertüre ertönte Mozarts Maurerische Trauermusik KV 477, wofür wiederum spezielle Gäste an der Rampe standen, die vier Klarinettisten der vienna clarinet connection. Helmut Hödl, Rupert Fankhauser, Hubert Saimhofer und Wolfgang Kornberger sind seit 1995 ein eingespieltes Team für Stile übergreifendes Musizieren mit gelegentlicher Improvisation. So wurde der adaptierte Mozart zur Ouvertüre des unmittelbar ansetzenden Concerto Crosso für Klarinettenquartett & Orchester von Helmut Hödl, einem an sich traditionell dreisätzigen Konzert.

Das hält, was es im Namen verspricht, als Crossover-Spektakel. Die Marimba führt in den ersten Satz mit Latino-Grundcharakter und sequenzbasierten Minimal-Strukturen. Bei manchem Riff keimt im Hinterkopf, gefördert durch das Klangspiel des Orchesters, die Assoziation von Latin-Orff und fordert dazu auf, sich seinen inneren Film dazu zu entwickeln. An eine Western-Landschaft mit Prärie und Pampa denkt man im langsamen zweiten Satz, wenn die Melancholie des Quartetts im abwärtsgeführten Viertonschritt Klezmer und New Orleans kopuliert.

Im beschwingten dritten Satz wird zunächst auf 1 und 3 geswingt, bis es in Doubletime zur Sache geht, Breaks die Inseln für unterschiedliche Bewegungen bilden und alles ins furiose Finale mündet. Das Zusammenspiel innerhalb des Concertinos wie mit dem Tutti ist geistreich und witzig, die musikalischen Charaktere wandeln sich spielerisch und bieten die Basis für virtuose Höchstleistungen. Der frenetische Applaus motivierte das Quartett zu zwei Draufgaben, wobei die Fassung von Autumn Leaves dem anwesenden Soloklarinettisten des Mozarteum-Orchesters, Ferdinand Steiner, gewidmet wurde.

Nach der Pause führte Elisabeth Fuchs ihr Orchester durch die Landschaft Beethovenscher Empfindung in der Pastorale. Der heutigen Zeit entsprechend erfolgt dies in eiligem Lauf, wodurch sich im ersten Satz, gekoppelt mit leichter Dominanz der Bläser und zurückgehaltener Dynamik, frische Verhältnisse in Farbenspiel und Agogik auftun. Das sehnende Aufblühen zur Coda fällt in den beiden ersten Sätzen dafür etwas verhalten aus, während sich das bäuerliche Element des dritten Satzes voll entfaltet. Insgesamt eine runde und zügige Darstellung der Sinfonie, die dem Klangkörper ein breites Spektrum romantischer Malerei bis ins Epoche prägende Gewitter bereitstellt.

Das Publikum dankte der Philharmonie Salzburg und deren Leiterin, die sich in zwei Jahrzehnten geschickt zu einem nicht mehr wegzudenkenden kulturellen Faktor Salzburgs herausgebildet haben. Bleibt nur, eine lang andauernde Fortsetzung der Erfolgsgeschichte zu wünschen und zum Jubiläum zu gratulieren.

Konzerte, Events und Termine zum Jubiläum - www.philharmoniesalzburg.at
Bilder: PhS/Julia Lepka

 

 

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