Mehr Geld brächte mehr Salzburger Haydn

HINTERGRUND / MICHAEL-HAYDN-GESELLSCHAFT

20/09/18 Etwas verwundert haben wir kürzlich über den Einsatz für den „Salzburger“ Michael Haydn in Niederösterreich und – im Vergleich – über die derzeit etwas unterbelichteten Aktivitäten hierorts berichtet. Dazu haben sich postwendend Peter Peinstingl und Wolfgang Danzmayr zu Wort gemeldet.

Von Reinhard Kriechbaum

Peter Peinstingl ist nicht nur als Stiftskapellmeister von St. Peter in die großen Fußstapfen des früh verstorbenen Armin Kircher getreten. Dieser hat viel geistliche Musik des Salzburger Haydn erprobt, editiert und aufgeführt. In der Michael-Haydn-Woche (immer Mitte September) stand Kircher stets an vorderster Musiker-Front. Auch Peinstingl ist diese Musik ein Anliegen und er ist seit dem Frühjahr sogar Generalsekretär der Salzburger Johann-Michael-Haydn-Gesellschaft. In Reaktion auf den kritischen Text im DrehPunktKultur – heuer nur drei Veranstaltungen, und diese zeitlich zerspragelt – kündigt er ein neues Konzept für die Michael-Haydn-Woche an. Noch im Herbst, so hofft er, werde er Konkretes dazu sagen können.

„Er wird wahrscheinlich auch nicht mehr Mittel zur Verfügung haben“, argwöhnt Wolfgang Danzmayr, Dirigent und ehemaliger Musik-Abteilungsleiter im ORF-Landesstudio Salzburg. Dass die Musik von Johann Michael Haydn einen immer geringeren Stellenwert in Salzburgs Kulturleben einnimmt, führt Danzmayr nämlich „nicht zuletzt auf viel zu gering dotierte öffentliche Förderungen der Johann Michael Haydn-Gesellschaft zurück, welche einst von Alt-Landeshauptmann Wifried Haslauer sen. ins Leben gerufen wurde“. Einige Aufführungen, vor allem beim September-Festival, hätten gar nicht stattfinden können, „gäbe es nicht den Sponsor Graziano Mandozzi“.

Dem gegenüber stehe eben die seit dem Vorjahr existierende „Haydnregion NÖ“. Diese ist „so gut dotiert, dass vielgestaltige Beiträge, auch entsprechend beworbene groß besetzte Aufführungen möglich sind“. Auch die teure Renovierung und der Ausbau des Geburtshauses beider Brüder Haydn ließ man sich angelegen sein. „Allein heuer gelangen über sechzehn Werke ‚unseres’ Haydn zur Aufführung“, weiß Danzmayr. Ein Konzert immerhin auch in Kooperation mit der Salzburger Johann Michael Haydn-Gesellschaft.

„In Salzburg hingegen wurde das zwar sehr kleine, jedoch feine Michael-Haydn-Museum aufgelassen, und in eine kaum wahrzunehmende Ecke des neu geschaffenen Dom-Quartiers verräumt“, kritisiert Danzmayr, „Anders kann man das nicht bezeichnen.“ Das sei ein äußerst mageres Ergebnis für jenen Ort, an dem Johann Michael Haydn vornehmlich gelebt und gewirkt hat. „Ein Komponist, den der landauf landab vermarktete Wolfgang ‚Amadeus’ so sehr geschätzt hat, dass er sich sogar ganze 45 Takte eines Sinfoniesatzes des Johann Michael kopiert und sich sowohl für seine Jupiter-Symphonie als auch dem Requiem wertvolle Impulse vom Salzburger Kollegen geholt hat“, so Danzmayr.

Eine bessere Ausstattung der Johann Michael Haydn-Gesellschaft, so mutmaßt Danzmayr, könnte auch dazu beitragen, auf diverse Salzburger Veranstalter einzuwirken, auf dass sie vermehrt Werke von Michael Haydn in ihre Programme aufnähmen. „Von Harald Kosik (dem Leiter der Haydnregion NÖ, Anm.) weiß ich, dass Niederösterreich sich sehr bemüht, die Achse mit Salzburg – also mit der Johann Michael Haydn-Gesellschaft – zu intensivieren.“

Auch die Donau-Universität Krems ist in die niederösterreichischen Haydn-Aktivitäten eingebunden, das Erzstift St. Peter etwa leistet einen Beitrag zu einer Biographie. Danzmayr, der in Salzburg und neuerdings auch in der „Haydnregion NÖ“ über fünfzehn Werke von Michael Haydn (Chorstücke, Symphonien, Solokonzerte) aufgeführt hat, hofft auf weitere wissenschaftliche und Noten-Editionen und sieht da „etwas in Bewegung kommen“.

Bilder: Stift St. Peter (1); Orchesterprojekt (1); Johann Michael Haydn-Gesellschaft
Zum Stich-Wort Michael Haydn feiern