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Ein anregender und bejubelter Einstieg

SOMMERAKADEMIE / ERÖFFNUNGSKONZERT

16/07/18 Die Internationale Sommerakademie der Universität Mozarteum erinnert sich diesmal auch des 100. Todestags von Claude Debussy. Daneben würdigt man Peter Ruzicka zum 70. Geburtstag. Professoren vergaßen aber am Sonntag (15. 7.) im Großen Saal des Mozarteums auch nicht auf den Genius loci.

Von Horst Reischenböck

Die Sommerakademie besteht seit 102 Jahren. Wie Universitäts-Rektorin Elisabeth Gutjahr in ihren launigen Begrüßungsworten einflocht, beginnt „ab dem 100. Jahr die Unendlichkeit“ eines Herzens, das „Jahr für Jahr schlägt.“ Es gehe ums „Mitnehmen, zusammen unterwegs Sein“ und heuer auch ums „Öffnen impressionistischer Klänge“.

In diesem Sinn programmierte Wolfgang Holzmair als für die Sommerakademie verantwortlicher Leiter das der Öffentlichkeit zugängliche Konzertgeschehen. Der späte Beginn des Eröffnungskonzerts am Sonntag (15.7.) war wohl dem Fußball-WM-Endspiel geschuldet – trotzdem nur ein eher schütter besetztes Parterre.

Zum Einstieg wurde „Hausmusik“ vom Feinsten offeriert: Wolfgang Amadé Mozarts im Original meisterlich Bläsern anvertrautes Es-Dur-Quintett KV 452, für Streichtrio und Klavier gesetzt zum Musizieren in privaten Bereich. Ob des in beiden Fällen beachtlichen pianistischen Anspruchs braucht auch die Bearbeitung einen Kapazunder vom Range Andreas Frölichs. Ihm und dem Geiger Ulf Wallin, dem Bratschisten Hariolf Schlichtig und dem Cellisten Julius Berger gerieten ihm alle drei Sätze zu funkelnden Kleinodien.

Danach der Sprung ins kalte Wasser: Andreas Schablas, von seiner einstigen Tätigkeit im Mozarteumorchester in bester Erinnerung, widmete sich drei Solostücken für Klarinette von Peter Ruzicka. Virtuose Läufe klingen zart aus, langgezogen meditative Töne münden in einkomponierte Stille von Generalpausen, werden abgelöst durch koboldhaft schrille Töne und von Triolen unterbrochene Kantilenen. Für Schablas prächtiges Futter, sein Können, vor allem aber schier unendlichen Atem zu demonstrieren. Was er, ähnlich, nach der Pause zusammen mit Andreas Frölich am Klavier mittels des „Solo de concours“ von Claude Debussys Zeitgenossen André Messager gleich phänomenal vor Ohren führte. Es ist wahrlich ein Wettbewerbsstück.

Ruzicka war auch nach der Pause präsent. Begleitet und vornehmlich akkordisch durch Margarita Höhenrieder akzentuiert ergab sich Julius Berger dem Rezitativ für Violoncello und Klavier. Ausgehend von extrem langen Flageoletts steigt das Cello in dramatische Regionen ab und singt sich wieder in höchste Lagen hinein.

Und Claude Debussy? Das erst seit vier Jahren miteinander musizierende Eliot Quartett, heuer mit dem Zweiten Preis beim Internationalen Mozartwettbewerb bedacht, widmete sich vor der Pause hingebungsvoll leidenschaftlich dem Streichquartett in g-Moll op. 10. Maryana Osipova und Alexander Sachs, Dmitry Hahalin und Michael Preuß zündeten aus den vier Sätzen ein instrumentales Feuerwerk, in allen Details präzise aufgedröselt und ausgekostet. Wert des nachfolgenden Begeisterungssturms.

Mit zwei kurzen Beiträgen – Félix Alexandre Guilmants fis-Moll-Allegro op. 18 Nr. 2 und der französischer Schule folgenden Toccata „Tu es petra“ aus den „Esquisses byzantines“ von Henri Mulet – gemahnte Hannfried Lucke zweier weiterer Debussy-Zeitgenossen und zog virtuos die Register der Propter-Homines-Orgel. Grandios gefeierter Ausklang dann zu später Stunde noch Debussy zukunftsweisend in „La Mer“, das sein Schüler André Caplet für 2 Klaviere adaptierte. Das international gefeierte Duo Yaara Tal und Andreas Groethuysen, schon vor 40 Jahren in Salzburg zu Gast gewesen, schürfte darin orchestrale Fülle mit gelegentlich spanisch angehauchtem Kolorit aus den Tasten und ließ Gedanken wach werden, ob nicht Igor Strawinsky aus dieser Bearbeitung einst auch Ideen für „Petruschka“ zog.

Internationale Sommerakademie der Universität Mozarteum bis 26. August – Newsletter der Sommerakademie
Bilder: Universität Mozarteum / Christian Schneider

 

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