Hörproben der Ungeduld

ROCHKOUSE / WOLF PARADE

12/05/10 Der Vergleich ist müßig und nach dem Auftritt im Rockhouse (Dienstag, 11.5.) wohl auch überholt: Wolf Parade sind nicht wie Arcade Fire. Und das wollten sie auch nie.

Von Oliver Baumann

altAber freilich muss sich beinahe jede junge kanadische Band an den Überfliegern der hiesigen Indie-Rock-Szene messen lassen. Viel leichter fällt dieser Vergleich jedoch mit The Amsterdams, einer ambitionierten Kombo aus Bukarest, die als zweiter Opener nach der Oberndorfer Formation High Level Headphones ähnlich vertrackte Soundgebilde aufbaut wie das große Vorbild. Die Mischung aus Ehrgeiz, Spiellust und hektischem Treiben auf der Bühne - vier der fünf Musiker wechseln mehrmals Position und Instrument, bisweilen auch während der Songs -– erinnern dagegen mehr an die Anfänge zahlreicher mittlerweile zu Ruhm gekommener Indie-Bands.

Greifbare Ungeduld und aggressives Nach-vorne-Rocken prägen auch den Auftritt von Wolf Parade. Die vierköpfige Band aus Montreal hat länger für die Aufnahmen für ihren dritten Longplayer gebraucht - Expo 86 (SubPop Records) soll Mitte bis Ende Juni erscheinen - und so ist die aktuelle Tour als Versuchsballon bzw. als Vor-Promotion zu verstehen.

Und genau dazu entwickelt sich auch der Auftritt im Salzburger Rockhouse. Nach zwei bekannten Rockern aus den von Presse und Publikum gleichermaßen gelobten Alben „Apologies To The Queen Mary“ (2005) und „At Mount Zoomer“ (2008) eröffnen Wolf Parade mit „What Did My Lover Say?“ die Versuchsreihe zum kommenden Silberling. Dass dadurch größtenteils unbekanntes Liedgut auf den gut gefüllten Rockhouse-Saal niederprasselt, tut weder der Stimmung im Publikum noch dem engagierten Treiben auf der Bühne Abbruch.

Angetrieben von Dan Boeckners Gitarrenwucht schmettern die Mannen aus Montreal druckvolle Rockmusik über den Bühnenrand. Laut, deftig und mit zahlreichen aus Samplern und Sequenzern stammenden Schnipseln verdichtet präsentieren sich die Songs aus „Expo 86“. Neben Boeckner prägen die Keyboard- und Rhodes-Piano-Klänge von Spencer Krug - beide werden als die Gründer der Band geführt -– die Musik. Der Gesang wird von beiden abwechselnd bestritten.

Für weiter gesponnene Entfaltung oder gar ausgelassene Soli wird kaum einem dieser Songs Zeit gelassen, allesamt müssen sie sich auf drei, bestenfalls vier Minuten beschränken. Überfallsartig und ungeduldig bricht gleich das nächste Stück herein. In der Bewegung liegt die Kraft der Wölfe und ihre Parade in Salzburg war eine sehenswerte!

Bild: Rockhouse