Bach in Hausmusik-Besetzung

BACHGESELLSCHAFT / HOCHZEITSKANTATEN

10/05/10 Annegret Siedel als Leiterin des Ensembles Bell’Arte Salzburg versprach für den Samstagabend (8.5.) in der Pfarrkirche Mülln einen „heiteren, einen galanten Bach“ - herausgekommen ist allerdings eher akustisch beeinträchtigte Hausmusik. Trotz dem Motto  „Hochzeitskantaten und Festmusiken“.

Von Horst Reischenböck

Mit Streichquintett, zwei Bläsern und Cembalo war die Besetzung an der Untergrenze, und weil die Originalinstrumente von Natur aus eher intim klingen, drohte die Musik in der Müllner Kirche unterzugehen. Sie war akustisch wie durch einen Schleier zu erleben und wirkte mitunter sogar schwammig.

Die Zugabe als Beginn: Mit der Fantasia con imitazione BWV 563 auf der Orgel führte Hans-Jürgen Schnoor nahezu nahtlos in die Zweite Orchestersuite BWV 1067 hinein. Linde Brunmayr verschmolz auf der Flauto traverso dem Duktus entsprechend eher zart geblasene, keusche Klangfarben mit dem Geigenton von Annegret Siedel. Lediglich in der Polonaise trat sie mehr solistisch in den Vordergrund. Auch in der abschließenden, kapriziösen Badinerie verzichtete Linde Brunmayr folgerichtig auf eine Zurschaustellung virtuosen Könnens, die in dem kammermusikalischen Zusammenhang wohl auch wirklich nicht am Platz gewesen wäre.

Nach der Pause das Fünfte Brandenburgische Konzert BWV 1050. Freilich kann man dieses Werk minimalistisch ausführen. Aber so schön und in sich stimmig die Triosonate inmitten auch erklang: Mit den in den Ecksätzen hinzutretenden übrigen vier Streichern wirkte das Tutti im Kontrast doch einigermaßen unterrepräsentiert. Hans-Jürgen Schnoors schnelle Finger auf dem Cembalo ließen in der erweiterten Endfassung dieser ersten großen Kadenz der Musikgeschichte keinen Wunsch offen.

Die Kantate BWV 202 „Weichet nur, betrübte Schatten“ ist durchaus nicht, wie es der Einführungstext weiszumachen versuchte, „bis heute weitgehend unbekannt geblieben“. Sängerinnen haben sich immer wieder dieses möglicherweise als Einleitung zu einem Polterabend gedachten Stücks angenommen. Tatsächlich weniger geläufig ist das anderthalb Mal längere Kantaten-Gegenstück „O holder Tag, erwünschte Zeit“ BWV 210: vielleicht auch wegen der künstlerisch-kompositorischen Qualität und der außerordentlichen vokalen Anforderungen. Beide Stücke passen als absolut weltliche Werke allerdings nicht recht in einen Sakralraum.

Mit Susanne Rydén arbeitete Bell’arte Salzburg schon für zwei weihnachtliche CD-Programme zusammen. Diesmal wirkte ihr glockenhell, fast schon „instrumental“ geführter Sopran schon ab Mitte des Kirchenschiffs einigermaßen verloren. Und verloren wäre man auch gewesen, hätte man den sehr undeutlich deklamierten Text nicht mitlesen können. Schade um eine solcherart vertane Gelegenheit, zu der Martin Stadler an Oboe und Oboe d’amore wie auch Cellist Juris Teichmanis engagierte Beiträge lieferten.

Bild: www.bellartesalzburg.de (1); www.susanneryden.com/Maria Lindvall