Aus Zeiten der Monarchie

KULTURVEREINIGUNG / ZAGREBER PHILHARMONIE / LEOPOLD HAGER

02/01/17 Ein gelungener Einstieg ins Neue Jahr: die Zagrebačka Filharmonija bestritt unter Leitung von Leopold Hager die Matinee am Sonntag (1. 1.) im Großen Festspielhaus. Mit Benjamin Schmid, und das nicht nur als Geigensolist.

Von Horst Reischenböck

Das Orchester aus Kroatiens Hauptstadt war seit fast 60 Jahren immer wieder gern gehörter Gast in Salzburg, meist unter Leitung des früheren Chefdirigenten Milan Horvat. In gleichsam Nationen übergreifender Verbindung trat jüngst David Danzmayr seine Nachfolge an: Er wird im März auch Benjamin Schmid im 1. Violinkonzert von Serge Prokofjew zur Seite stehen, während schon kommendes Monat Hans Graf dort davor gastiert.

Zum ersten der diesjährigen Neujahrskonzerte der Salzburger Kulturvereinigung mischte Leopold Hager dem Auditorium unter die von ihm gewählte Abfolge primär romantischer Tänze die Raritäten zweier eher kurzer Geigensoli. Vorerst zündete er einen elektrisierenden Einstieg mit Antonin Dvořáks Slawischem Tanz op. 46 Nr. 2 zum ersten Beleg für die Meriten des ihm willig folgenden Klangkörpers, aus dem vor allem die ausgewogen miteinander kommunizierenden Holzbläser hervorstachen. Das verinnerlichte Gegenstück op. 72 Nr. 3 bot idealen Anknüpfungspunkt für des Böhmen melancholisch nachdenkliche Romanze op. 11, in der Benjamin Schmid subtil den prachtvollen Ton der Violine von Antonio Stradivari ausbreitete. Das Instrument wurde einst von Koryphäen wie dem Komponisten Giovanni Battista Viotti oder dem legendären Wiener Philharmonischen Konzertmeister Arnold Rosé, Schwager von Arnold Schönberg, gespielt. Nun ist es als Leihgabe Benjamin Schmid anvertraut.

Nach dem süffig ausgespielt „Blumenwalzer“ aus Pjotr Iljitsch Tschaikowskys Ballettsuite „Der Nussknacker“ umrahmten vor der Pause die spritzig dargebotene Tritsch-Tratsch-Polka und der „Vergnügungszug“ den Ägyptischen Marsch von Johann Strauss Sohn. Dann ging es ungarisch gefärbt mit dem 1. Tanz von Johannes Brahms weiter, gefolgt von Franz Lehárs d-Moll-Fantasie op. 45, Gegenstück eines Concertino für Violine und Orchester. Dieser Komponist, der hier noch dem „seriösen“ Genre huldigte, hatte am Konservatorium in Prag als Solist im 2. Violinkonzert von Max Bruch debütiert. Zu Beginn der Fantasie klingen unverkennbar Pablo de Sarasates „Zigeunerweisen“ an, dann liegt das Gewicht in Lehárs Werk aber weniger auf Virtuosität: Der Solopart reizt eher die klangliche Bandbreite zwischen höchsten Flageolett-Tönen und sonor kantablem Musizieren auf der g-Saite aus: Angebote, die Benjamin Schmid lustvoll auskostete.

Auf Émile Waldteufels bekanntesten Walzer „Die Schlittschuhläufer“ folgte als Reverenz auf des Orchesters Heimat noch die Erstaufführung der Mazur für Sofija Jelačić von Vatroslav Lisinski, ehe Johann Strauss' Polka „Unter Donner und Blitz“ von dem zu solchem Termin natürlich unumgänglichen Donauwalzer als offizieller Schlusspunkt des Programms abgelöst wurde. Dass es dabei nicht bleiben konnte, lag auf der Hand: ein rasch herein gestellter Tisch diente Benjamin Schmid als Kellner bejubelte Gelegenheit, zum Knallen während der Champagner-Polka die Flasche zu öffnen, ehe die Zagreber den gut aufgelegten Leopold Hager mit der Trommel aufforderten aufs Pult zu eilen, um endlich den unverwüstlichen Radetzky-Marsch nachzuliefern.

Bilder: Stephan Trierenberg (1); www.benjaminschmid.com (1)