Orgelweihnacht

STIFTUNG MOZARTEUM / ORGEL PLUS

15/12/16 Wer hoffte, sich am Dienstag (13.12.) mit dem Konzert aus der Reihe "Orgel plus" in beschauliche Weihnachtsstimmung zu bringen, dem pfiffen die Pfeifen der Propter Homines Orgel im Großen Saal zuerst ein anderes Lied in die Ohren.

Von Alicia Tuchel

Dunkle Grundtöne wechseln mit schrillen, hohen Akkorden. Der Franzose Olivier Messiaen behandelte in seinem 1935 veröffentlichten Werk „La Nativité du Seigneur“ in neun Meditationen verschiedene Aspekte des katholischen Glaubens - musikalisch dargestellt in den einzelnen Umständen der Geburt Jesu. Dazu zählte er klassischerweise das Kind und die Jungfrau, die Hirten, die Weisen und die Engel. Es werden aber auch übergreifende allegorische Themen bearbeitet, wie etwa im 4. Satz „Das Wort“ oder im 7. Satz „Jesus nimmt das Leiden an“.

Und ja, man kann sich das Kind in den schnellen Läufen, die Hirten in ihrer phlegmatischen Verträumtheit und die Engel mit ihrem unruhigen Flügelschlag durchaus vorstellen. Auch das Leid zeigt sich passend in tiefen schwarzen Pfeiftönen, die mächtig in den Gehörhang schneiden. Das allein griffe bei Messiaen freilich zu kurz, er als Synästhetiker hatte Subtexte und Farbvorstellungen im Sinn: genügend Spielraum für Meditation. Mit dem lauten und verstörend wirkenden neunten Satz „Gott unter uns“ wurde man in die Pause geschickt.

Danach konnte sich das Publikum über zwei Kompositionen Max Regers freuen, der mehr der traditionellen Romantik und üppigen Harmonie zugetan war. Der 100. Todestag dieses heutzutage abseits der Organistenzunft wenig geschätzten Komponisten ist heuer in Salzburg eher unbemerkt vorüber gegangen. Das erste Stück - gespielt von der Studentin Stina Strehar - mit dem Titel „Weihnachten“ mixt u.a. die Lieder „Vom Himmel hoch da komm ich her“ und „Stille Nacht“. Die ineinandergreifenden Melodien wirkten sehr beruhigend und legten einen sanften Schleier althergebrachter Weihnachtsstimmung über das bis dato noch nach Besinnlichkeit suchende Gemüt des Zuhörers. Doch währte dies nicht lange. Schon war eine Fantasie über den Choral „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ im Anmarsch - selbstbewusst vorgetragen von dem Organisten Johannes Lang. Nach ausführlichem und detaillierten Anlauf brach schließlich die Festlichkeit des Weckrufes aus der Orgel heraus und riss jeden, der vorher noch von lieblichem Kerzenschein und leisem Schneegeriesel träumte, in die Gegenwart und den oft vergessenen Zukunftsausblick des Weihnachtsevangeliums zurück: „Wacht auf“!

Wach und voller Elan applaudierte das Publikum den fünf jungen Organisten Stephan Pollhammer, Stina Strehar, Alexei Grotz, Manuel Mader und Johannes Lang, den Studenten der Orgelklasse von Professor Hannfried Lucke, die sich an diesem Abend gekonnt an der Orgel in einer alles in allem doch ungewöhnlichen Weihnachtsstimmung versuchten.