A Path to Music?

SALZBURGER LANDESJUGENDORCHESTER

25/10/16 Das Salzburger Landesjugendorchester im Verein mit dem Musikgymnasiumsorchester Graz, vier Jugendchöre aus Salzburg und der „chorus juventus“ der Wiener Sängerknaben füllten am Montag (24.10.) die Podien des Großen Festspielhauses und gaben dem neuen Oratorium von Jakob Gruchmann, „Moses – A Path to Life“, gebührende Klangpracht.

Von Gottfried Franz Kasparek

Zum 15-Jahre-Jubiläum des Salzburger Orchesters erklang dieses beachtliche Werk. Gruchmann, selber mit 25 Jahren schon Kompositionsprofessor in Klagenfurt, war schon als Elfjähriger ein Salzburger Wunderknabe und hat in den letzten Jahren viel geschrieben, darunter manch experimentelles Werk im Rahmen der Avantgarde. Dass dies nicht so ganz das Seine ist, dachte man sich dabei mitunter. Für sein gut fünfzigminütiges, englisches Moses-Oratorium ist der gläubige Adventist wieder einmal zu einer tonalen Tonsprache zurückgekehrt. Er kann das sehr gut. Leitmotivisch durchzieht ein ungeniert romantisches, sich wiegendes Moses-Thema das großformatige Stück.

Die Jugend des Moses wird mit eingängigen Melodien und federnden Rhythmen geschildert, die an amerikanische Kirchenlieder erinnern, deren Gestus freilich ein wenig harmonisch geschärft ist. Wer Stücke von in Europa kaum gespielten US-Komponisten wie „The Passion of Martin Luther King“ von Nicolas Flagello kennt, hat mitunter Déjà-vu-Erlebnisse. Und warum auch nicht? Niemand weiß derzeit so genau, wohin der Weg der neuen Musik gehen wird. Größere Verständlichkeit kann ihr nicht schaden.

Gruchmann instrumentiert noch dazu fabelhaft gut und effektvoll. Die klangliche Umsetzung der sieben Plagen über Ägypten und des brennenden Dornbusches sind wahre Lehrbeispiele. Der aufgeputschte Tanz um das Goldene Kalb wird exzessiv zugespitzt, steigert sich bedrohlich in einer clusterähnlichen Explosion. Dazwischen vermag die Stimme Gottes, gesungen vom Knabenchor am Rang, lyrisch zu berühren. Das Ganze endet in einem innigen Lobpreis Gottes, zu allerletzt noch einmal gospelartig rhythmisiert. Und provoziert Jubel des großteils jungen Publikums.

Dirigent Norbert Brandauer hat gemeinsam mit den Chorleitern Thomas Huber (Musisches Gymnasium), Moritz Guttmann (Borromäum) und Gerrit Stadlbauer (Jugendkantorei am Salzburger Dom) das Stück präzise erarbeitet und dirigiert es mit merkbarer Liebe, auch zum Detail. Die jungen Leute im Orchester und in den Chören musizieren und singen mit Hingabe, Energie und Können. Christa Ratzenböck kämpft wacker gegen Klangfluten und hat als Evangelistin schöne Mezzotöne in leiseren Passagen anzubieten. Der Bariton Philippe Spiegel ist ein glaubwürdiger Moses mit hellem Timbre. Verzichtbar sind die vom sehr bemühten Moderator des Abends, Christoph Matl, vom Balkon durch ein Megaphon gebrüllten, gottlob seltenen Aktualisierungsversuche von „Geiz ist geil“ bis zu unsäglichen Trump-Zitaten. Diese Banalisierung hat Gruchmanns Musik gar nicht notwendig. Die Geschichte von Moses ist ohnehin von zeitloser Kraft und spricht für sich selbst.

Es gab auch einen ersten Konzerteil, in dem sich Brandauer und sein Linzer Kollege Robert Fischer als Dirigenten berühmter Tänze von Dvořák, Brahms und Schostakowitsch bewährten. Bewundernswert der sonore Streichersound des riesigen Orchesters, grandios auch die Bläsersoli in Ravels Bolero, der unter Fischers Stabführung tatsächlich zündete. Insgesamt ein großer Leistungsbeweis musikalischer Jugendpflege. Da wird einem gar nicht bange um die Zukunft.