Die Quintett-Besetzung mit Klavier und Kontrabass dachte sich Franz Schubert für sein berühmtes „Forellen“-Opus D 667 aus. Sie war vielleicht Anregung für zwei spätere Kollegen, die sich allerdings durch Wahl der „Schicksalstonart“ c-Moll weit von den unterhaltenden Gesten in Schuberts Stück distanzieren. Da ist einmal das dunkel nachdenklich einstimmende Opus 16 von dem Wahlschweizer Hermann Goetz. Dem 1840 in Königsberg Geborenen, der nur 36 Jahre alt wurde, billigt der heutige Musikbetrieb leider nicht mal ein Nischendasein zu. Zu entdecken wäre von ihm beispielsweise die reizende Shakespeare-Oper „Der Widerspenstigen Zähmung“. Seinem zwei Jahre vor seinem frühen Tod 1876 entstandenen (jedoch erst danach veröffentlichten) Quintett stellte Hermann Goetz ein Zitat aus Johann Wolfgang von Goethes „Torquato Tasso“ voran: „Und wenn der Mensch in seiner Qual verstummt, gab mir Gott zu sagen, was ich leide.“ Dementsprechend dramatisch, leidenschaftlich entwickelt sich darin das weitere dicht gefügte Geschehen.
Das aus Mitgliedern des NDR Sinfonieorchesters Hamburg (nicht zu verwechseln mit dem NDR Radiosymphonieorchester in Hannover) bestehende Fabergé-Quintett mit Yoko Kikuchi am Klavier paarte das Werk mit einem solchen von dem Briten Ralph Vaughan Williams. Unglaublich lange von dessen Witwe Ursula unter Verschluss gehalten, wurde es erst 1999 (!) anlässlich eines ihm gewidmeten Symposions am Royal College of Music in London erstmals wieder aufgeführt. Eigentlich unverständlich, beeindruckt das sehr ernsthafte Stück doch vom ersten Takt. Es ist eine Bereicherung für das Repertoire.
Hermann Goetz allein ist auch eine noch jüngere Einspielung gewidmet, für die Pianist Oliver Triendl verantwortlich zeichnete. Dazu scharte er Geigerin Marina Chiche, Peijun Xu, Bratsche, Cellist Niklas Schmidt und Matthias Beltinger am Kontrabass um sich. Ihre Deuting des c-Moll-Quintetts dünkt im Vergleich noch um eine Spur energischer, zupackender. Auf dieser CD wird man schwungvoll eingestimmt durch das Klavierquartett in E-Dur op. 6, das Goetz als 27jähriger Johannes Brahms widmete. Wer die Wahl hat, hat die Qual!
Gottfried Kasparek verfasste dazu den instruktiv einfühlsamen Einführungstext, so wie auch zu einer zweiten CD, für die Oliver Triendl nach weiteren unbekannten Kammermusik-Juwelen der Romantik schürfte. Mit Anna Kreetta Gribajcevic präsentiert er absolut hörenswerte Raritäten für die eher seltene Besetzung von Viola und Klavier: Da sind zwei Sonaten, eine von Friedrich Kiel und eine von – man höre und staune – Heinrich XXIV. Prinz Reuß. Der war ein Schüler von Brahms' Adlatus Heinrich von Herzogenburg. Dazwischen drei Miniaturen, von Robert Schumann inspirierte Phantasiestücke Carl Reineckes.