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Mahler-Lieder, neu gefasst

CD-KRITIK / MAHLER / KULMAN & AMARCORD

18/05/11 Heute, Mittwoch (18.5.) jährt sich der Todestag von Gustav Mahler zum 100. Mal. - Der Kreis um Arnold Schönberg hat für den damaligen Verein für musikalische Privataufführungen auch Musik von Mahler arrangiert, darunter auch die „Lieder eines fahrenden Gesellen“.

Von Horst Reischenböck

Auch der Kontrabassist Gerhard Muthspiel und der Geiger Sebastian Gürtler haben sich Gedanken darüber gemacht, was für kammermusikalische Optionen in diesen Liedern stecken und damit zugleich das Debüt-Album von Elisabeth Kulman gestaltet.

Die Mezzo-Sopranistin, die Ende August im Rahmen der Ruhrtriennale in der Jahrhunderthalle Bochum die Brangäne in Richard Wagners „Tristan und Isolde“ singen wird, besticht hier sowohl durch wortdeutlich präzise Textgestaltung wie auch durch ihre innerhalb der klingenden Umgebung perfekt und zumeist fast schon instrumental ebenso schlank bis in hohe Register geführte Stimme.

Die klug gegliederte Abfolge betrifft zunächst die Liebe in ihren Facetten. Ausgehend von „Ging heut Morgen übers Feld“ zu drei Rückert-Texten, kulminierend im fast hymnischen „Liebst du um Schönheit“ - um dann mit „Die zwei blauen Augen von meinem Schatz“ in einen ersten Abschied abzukippen. Danach ein Kleeblatt basierend auf „Des Knaben Wunderhorn“. Die „Ablösung im Sommer“ ist auch Ausgangspunkt zum Scherzo von Mahlers Dritter Sinfonie. Den von Kulman entsprechend saftig sarkastisch gezielt höhnend ausgereizten „Lob des hohen Verstands“ führt dann vorerst „Ich ging mit Lust durch einen grünen Wald“ in groß verbindendem Bogen zum Beginn zurück.

Zum auch gedanklichen Innehalten verführt das rein instrumentale Liebeslied Mahlers an seine spätere Gattin Alma, das Adagietto aus der „Fünften“. Was das Quartett Amarcord Wien – mit Violine, Violoncello, Kontrabass und Ziehharmonika – mitunter zuvor auch an etwa durchaus plausibel verborgenen Anklängen zwischen Heurigenliedern und Salonmusik schürfte, entfaltet hier ganz spezielle Reize. Schon vom Pianissimo-Einsatz Tommaso Hubers am Akkordeon, auf dessen Teppich und den Pizzikati von vornehmlich Cellist Michael Williams sich Gürtlers Kantilene dialogisierend entfaltet. So klar, als wär’s nie anders erdacht worden, schlicht und einfach: auf seine Weise betörend schön.

Aus solcher Idylle reißt abrupt das Kindertotenlied „In diesem Wetter“ heraus. Logisch zwingend dann jedoch der Kurswechsel über „Um Mitternacht“ in Mahlers Gläubigkeit des „Urlicht“ aus der 2 Sinfonie hinüber und seine in Gedanken Verabschiedung mit „Ich bin der Welt abhanden gekommen“. So rundet sich die Abfolge intim und umspannt das Ganze absolut nachdenkens- und, vor allem, hörenswert.

MAHLER LIEDER. Elisabeth Kulman (Mezzosopran), Amarcord Wien. material records CD MRE027-2

 

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