asdf
 

Eine "Muse der Moderne"

CD-KRITIK / MOJCA ERDMANN

12/04/11 Die deutsche Sopranistin Mojca Erdmann hat einen Vertrag bei der Deutschen Grammophon unterschrieben und liefert als Debüt-Album ein - nicht nur - Mozart gewidmetes Potpourri von Arien aus Opern der Mozart-Zeit.

Von Andreas Vogl

Die Karriere der 35jährigen Hamburgerin begann zunächst mit Geigenunterricht im Alter von sechs und als Mitglied des Kinderchors der Hamburgischen Staatsoper. Nach dem Gesangsstudium gewann sie 2002 bereits den Bundesgesangswettbewerb und bekam erste Engagements an der Komischen Oper und der Deutschen Oper Berlin.

Dem Salzburger Publikum stellte sich Mojca Erdmann im Mozartjahr 2006 bei den Festspielen in der Titelpartie der „Zaide“  vor, später sang sie in Haydns „Armida“. Im vergangenen Sommer wirkte sie erfolgreich bei der Uraufführung der Wolfgang Rihm Oper „Dionysos“ mit, deren führende Sopranstimme der Komponist eigens für sie geschrieben hat. Überhaupt widmet Mojca Erdmann ihr Hauptaugenmerk der zeitgenössischen Musik. Die klare, fokussierte Stimme, eine perfekte Tongebung und ihr absolutes Gehör machen es der Sängerin einfach, auch schwierigste Partituren umzusetzen. Vom Magazin Opernglas wurde sie deshalb auch als „Muse der Moderne“ tituliert.

Für ihr erstes Solo-CD-Album hat sie sich jedoch Repertoire aus dem 18. Jahrhundert ausgesucht. Kein reines Mozart-Programm sollte es werden: Mojca Erdmann hat in Briefen Mozarts von dessen Begeisterung über den Besuch einer Aufführung von „Günther von Schwarzburg“ von Ignaz Holzbauer (Uraufführung 1777 in Mannheim) gelesen: „die Musick von Holzbauer ist sehr schön. […] am meisten wundert mich, daß ein so alter Mann wie holzbauer, noch so viell geist hat; denn das ist nicht zu glauben was in der Musick für feüer ist.“ Somit war ein Aufhänger gefunden und zusammen mit Andrea Marcon und dem Barockorchester La Cetra aus Basel entstanden Aufnahmen von wahren Trouvaillen aus der Mozartzeit. Neben Antonio Salieri und Johann Christian Bach (Arien aus französischen Opern), singt sie „Il mio ben“ aus Giovanni Paisiellos Oper „Nina“ von 1789, in welcher es die Wurzeln des italienischen Belcanto zu erkennen gibt. Verblüffend hier: die ersten sechs Noten sind ident mit dem Beginn von „Ruhe sanft, mein holdes Leben“ aus Mozarts „Zaide“, einem der Highlights der CD.

Im Kern finden sich auf „Mostly Mozart“ aber die Werke unseres Salzburger Genius: mit hinreißender Schönheit singt sie die Susanna (Figaros Hochzeit), die Ilia (Idomeneo) und die Zerlina-Arien aus dem Don Giovanni. Vor allem überzeugt „Ach, ich fühl‘s“ der Pamina aus der „Zauberflöte“. Hier verströmt Erdmanns Sopran eine wohlige und innige Wärme, klug und ohne Druck gestaltet sie musikalische Bögen und lässt so ein ganz natürlich wirkendes Rollenportrait entstehen. Ebenso intelligent und kontrolliert geht sie an die dramatischeren Ausbrüche in „Tiger! Wetze nur die Klauen“ („Zaide“) und „Die Klüfte sausen!“ („Günther“) heran. Diese beiden Arien am Anfang und Ende der CD bilden die inhaltliche Klammer des Albums. Auch hier gibt es sich ähnelnde musikalische Einfälle der beiden Zeitgenossen Mozart und Holzbauer.

Mojca Erdmann, "Mostly Mozart". La Cetra, Ltg. Andrea Marcon. DGG
DrehPunktKultur-Gastrezensent Andreas Vogl leitet die MyHomeMusic Lounge, Universitätsplatz 6. Dort gibt Mojca Erdmann am Freitag, 15. April, um 16.30 Uhr eine Signierstunde. - www.myhomemusic.at

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014