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Man wusste, wie gute Musik geht

CD-KRITIK / WEGE ZUR STILLEN NACHT

21/12/18 Ein Salzburgerisches CD-Geschenk ist schwer denkbar: Albert Hartinger hat mit seinem Collegium Vocale der Salzburger Bachgesellschaft und dem Müllner Instrumentalensemble weihnachtliche Musik. Eben die Salzburger Wege zur Stillen Nacht.

Von Reinhard Kriechbaum

Einschlägige Noten sind längst editiert, in Denkmaleditionen greifbar und werden in Salzburger Kirchen in dieser Zeit des Jahres oft und gerne auf unterschiedlichster Ebene aufgeführt. In den Stiften Nonnberg und St. Peter, auch im Archiv des Franziskanerklosters und in Michaelbeuern haben sich Pastorellen gefunden. Im Umkreis der Arbeiten für das deutsche Kirchengesangbuch, das Erzbischof Colloredo seinem Kirchenvolk verordnet hat, ist so manches Lied-Kleinod entstanden, mit oder ohne begleitende Instrumente. Franz Xaver Gruber hat mit Heiligste Nacht (einem Text, den auch Michael Haydn gefasst hat) das volkssprachliche Genre noch bedient, nachdem Colloredo längt das Weite gesucht hatte und die Salzburger – nun freilich ohne das Vorbild und die Ressourcen einer Hofkapelle – wieder der liebgewonnenen lateinischen Figuralmusik zuneigten.

Johann Michael Haydn war gewiss die Autorität schlechthin damals. Mit Kompositionen wie dem liedhaften Wie trostreich ist uns Adamskindern für zwei Singstimmen und Hörnern hat er zum Beispiel Franz Xaver Grubers ein schönes Modell für die Hornfassung des Stille Nacht gegeben. Gruber hat übrigens auch mehrere deutsche „Hornmessen“ geschrieben, typische Stücke eines Tonsetzers, der wusste, wie Landkirchenchöre tickten und was ihnen musikalisch zumutbar war.

All das ist sozusagen der Humus, auf dem zwei „Handwerker“ ihrer jeweiligen Disziplinen – Joseph Mohr auf dem theologisch/dichterischen Feld,  Franz Xaver Gruber als zum Profi-Kirchenmusiker avancierter Dorfschullehrer – wachsen konnten. Ein Kleinod wie Stille Nacht, das man auf dieser CD in der Gitarrenversion und in der Halleiner Hornfassung hören kann, ist ja nicht im luftleeren Raum entstanden. Man wusste damals auch in Oberndorf, wie Musik geht...

Auch Größeres ist aufgenommen auf dieser CD, etwa Michael Haydns reizvolle Kantate Lauft ihr Hirten: Das Eilen der Hirten hat viel Charme, und das abschließende „Schlaf – schlaf“ greift unmittelbar nach der Seele der Hörer. Viel weniger bekannt des Salzburger Haydn Duetto Pastorum. Nichtzufällig hören die beiden Hirten, die da ein Zwiegespräch führen, auf die Namen Jakob und Isaak.

Wege zur Stillen Nacht. Weihnachtsmusik aus Salzburg mit der Originalfassung von „Stille Nacht“: Collegium Vocale der Salzburger Bachgesellschaft, Ltg. Albert Hartinger. Edition Ö1, ORF-CD 3228 – shop.orf.at; salzburger-bachgesellschaft.at

 

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