Kostbarkeiten in Serie

MOZARTWOCHE / MOZARTS COSTA-VIOLINE

23/01/23 Nicht nur Netflix, Disney+ und Co haben Serien anzubieten. Geradezu leitmotivische „Serien“ bei der Mozartwoche sind die Konzerte auf Mozarts Original-Instrumenten. Der Geiger Emmanuel Tjeknavorian debütierte 2019 mit Mozarts Costa-Violine.

Von Heidemarie Klabacher

Gleich dreimal spielt Emmanuel Tjeknavorian, der sich inzwischen auch als Dirigent einen Namen gemacht hat, heuer im Tanzmeistersaal wieder auf Mozarts Geige. Und zwar Mozarts Streichtrio Es-Dur für Violine Viola und Violoncello KV 563 zusammen mit Benedict Mitterbauer und Jeremias Fliedl. Aus Mozarts Briefen an seine seine Frau Constanze liest dazu Stefan Wilkening. Daraus ist auch der Titel der kostbaren kleinen Konzertreihe Ma très chère épouse.

Auf den 27. Jänner, Mozarts Geburtstag, fällt der erste der drei Termine jeweils um 17 Uhr im Tanzmeistersaal im Mozart-Wohnhaus. Das Trio Es-Dur KV 563 sei „das vollendetste, feinste, das je in dieser Welt hörbar geworden ist“, schwärmt Alfred Einstein über das Werk, das Mozart am 27. September 1788 in sein „Verzeichnüß aller meiner Werke“ eingetragen hat. „Die Einträge in diesem Jahr, besonders von Juni bis Oktober 1788, offenbaren eine erstaunliche Produktivität“, berichtet Anja Morgenstern im Almanach zur Mozartwoche über dies Phase: Innerhalb von vier Monaten habe Mozart neben dem Streichtrio und kleineren Werken wie Kanons, drei große Klaviertrios „sowie die Trias der letzten Symphonien Es-Dur KV 543, g-Moll KV 550 und C-Dur KV 551“ vollendet.

„So kann man leicht nachvollziehen, wenn sich Mozart am 2. August 1788 bei seiner Schwester Maria Anna für die verspäteten Glückwünsche zum Namenstag entschuldigt: 'du kannst nicht zweifeln daß ich viel zu thun habe'.“ Zudem sei die Familie in dieser Zeit übersiedelt, in eine Gartenwohnung in der Währingerstrasse im Alsergrund 135: „Am 17. Juni informierte Mozart seinen Freund und Logenbruder Johann Michael Puchberg: 'wir schlafen heute daß erstemal in unserem neuen quartier, alwo wir Sommer und winter bleiben; – ich finde es im grunde einerleÿ wo nicht besser'“, zitiert Anja Morgenstern. Bei allem Schaffensrausch, vermutlicher Umzugs-Hektik und vermutlicher Freude über die neue Bleibe, haben die Mozarts auch ein trauriges Ereignis zu verzeichnen, berichtet Annaj Morgenstern: „Zur Familie gehörten zu diesem Zeitpunkt der vierjährige Carl Thomas und die sechs Monate alte Theresia. Das kleine Mädchen verstarb allerdings wenige Tage nach dem Umzug am 29. Juni, und so mussten Wolfgang und Constanze ihr erstes Töchterchen auf dem 'Gottesacker außer der Währingerlinie' begraben.“

So viel packendes über Leben und – dieses – Werk lässt einen beinah den „Star“ der drei Termine am 27. Jänner und 31. Jänner sowie am 2. Februar vergessen: „Im Herbst 2013 hat die Stiftung Mozarteum Salzburg von Frau Nicola Leibinger-Kammüller (Stuttgart) überraschend eine Violine von Pietro Antonio Dalla Costa aus dem Jahr 1764, die Mozart offenbar in seiner Wiener 53 Zeit gespielt hat, als Geschenk erhalten. Die Frage, warum Mozart außer seiner Salzburger Konzertvioline überhaupt noch eine weitere Geige besessen haben soll, lässt sich damit erklären, dass das Instrument, das ihm als Konzertmeister in Salzburg gedient hatte, dort zurückblieb, als er 1781 von München nach Wien reiste, ohne seine Vaterstadt noch einmal zu berühren“, berichtet Ulrich Leisinger. „Schon bald nach seiner Ankunft in Wien muss er sich nach einem Ersatzinstrument umgesehen haben, denn er komponierte dort für sich und seine Braut Constanze Weber mehrere Sonaten für Klavier und Violine, bei denen sie den Klavierpart übernehmen sollte.“

Und der Name des Instrumentes? „Von Pietro Antonio Dalla Costa, dessen Lebensdaten nicht bekannt sind, sind vor allem Violinen erhalten, die laut den zugehörigen Zetteln aus den Jahren 1733 bis 1768 stammen und ausnahmslos in Treviso, 30 Kilometer nördlich von Venedig, gefertigt wurden“, schreibt Ulrich Leisinger im Almanach zur Mozartwoche.

Bilder: emmanueltjeknavorian.com / Lukas Beck; ISM /Mozart-Museen und Archiv
Das Programm der Mozartwoche von 26. Jänner bis 5. Februar 2023 – mozarteum.at/mozartwoche