In Liebe zerflossenes Gefühl

MOZARTWOCHE / KONZERTE ZUR ERÖFFNUNG UND ZUM ABSCHLUSS

17/01/20 Auf Knien hinter dem Ofen musste der berühmte Hornvirtuose ausharren, während Mozart für ihn ein Hornkonzert komponierte. „Glücklicherweise war Mozart kein langsamer Komponist und so musste der arme Hornist nur einige Stunden seine Knie schinden.“

Von Heidemarie Klabacher

„… sich über den Leitgeb Esel, Ochs, und Narr, erbarmt. Zu Wien, den 27ten Maÿ 1783“, schrieb Mozart unter das Hornkonzert Es-Dur KV 417, das er an einem einzigen Nachmittag komponiert hatte – nach sechsjährigem Drängen und Flehen seines 23 Jahre älteren Freundes Joseph Leutgeb. Leutgeb hat also sein Konzert gekriegt. Das Rondo Es-Dur für Horn und Orchester KV 371 dagegen hat Mozart eindeutig NICHT für den Wiener Virtuosen komponiert, „war er doch vor allem für sein lyrisches Spiel und wunderbares legato berühmt, weniger aber für die technischen Schwierigkeiten des Es-Dur-Rondos, die auf den damaligen Instrumenten nur mit großen Anstrengungen realisierbar waren“, schreibt Janis El-Bira im Almanach der Mozartwoche. Für welchen seiner Freunde hat Mozart dann das Rondo, das beim Eröffnungskonzert zur Mozartwoche vom Solisten Ben Goldscheider gespielt wird, tatsächlich geschrieben?

„Vor allem der häufige Mozarthornist Jacob Eisen zählt zu den oft genannten ,Verdächtigen‘. Die vielleicht interessanteste Spur jedoch führt zu Franz lang, einem Hornisten der Mannheimer Hofkapelle“, schreibt Janis El-Bira . „Denn Lang ... hatte just in mehreren Aufführungen den obligaten Horn-Part der Arie 'Se il padre perdei' in Mozarts Oper Idomeneo gespielt“, die der Hornstimme zur Arie „frappierend“ ähnle. Seinen Freund Leutgebe jedenfalls habe Mozart nicht, durch technische Überforderung „vorühren“ wollen, vermutet Janis El-Bira im Almanachtext. Ein guter Freund eben...

Neu im Konzept der Mozartwoche sind ein „offzielles“ Konzert zur Eröffnung und zum Abschluss des Festivals. Beide Konzerte, gespielt vom Mozarteumorchester unter der Dirigentin Kristina Poska bzw. vom Mahler Chamber Orchestra unter dem Dirigenten Daniel Harding, sind ein Querschnitt durch die Anliegen von Rolando Villazón, der heuer Bläser- und Vokalwerke Mozarts ins Zentrum stellt. Die Werke des Eröffnungskonzertes hat Mozart Gönnern und vor allem Freunden gewidmet. Und so erklingen im Eröffnungskonzert neben dem Horn-Rondo KV 371, der zweite Satz des Klarinettenkonzerts KV 622, das frühe Fagottkonzert KV 191 oder das Flöten-Andante KV 315.

Beim Konzert zum Abschluss der Mozartwoche steht etwa das Klarinettenkonzert KV 622, diesmalmit allen Sätzen, auf dem Programm. Auch dieses legendäre Werk ist ein „Denkmal einer Musikerfreundschaft“, wie Wolfgang Stähr im Almanach schreibt: „Der gute Freund und Weggefährte der gemeinsamen Wiener Jahre, den Mozart mit diesem Konzert beschenkte, war der österreichische Klarinettist Anton Paul Stadler (1753–1812).“ Dieser sei, so Wolfgang Stähr, zusammen mit seinem jüngeren Bruder Johann, „der ebenfalls ein bedeutender Klarinettist war“, nach Wien gekommen und stand zunächst im Dienst des Fürsten Galitzin, des russischen Gesandten in Wien. Ab 1782 spielten die Stadler-Brüder in der „Kaiserlichen Harmonie“, einem von Joseph II. gegründeten Bläseroktett, und ab 1787 in der Hofkapelle spielten. „Mozarts späte Kompositionen für die Klarinette erheben das Instrument in den musikalischen Adelsstand“, schreibt der Musikwissenschaftler und zitiert den Schriftsteller Christian Friedrich Daniel Schubart mit einer Eloge über das KV 622: „Der Charakter desselben ist: in Liebe zerflossenes Gefühl – so ganz der Ton des empfindsamen Herzens“.

Die Mozartwoche von 23. Jänner bis 2. Februar - www.mozarteum.at
Bilder: ISM / Almanach zur Mozartwoche