Blowin' in the Wind

MOZARTWOCHE / BLÄSERKAMMERMUSIK

15/01/20 Vier Stars der Gegenwart spielen Meisterwerke einst uraufgeführt von den Stars der Mozartzeit: „In diesem Jahr werden wir Mozarts Musik für Blech- und Holzbläser entdecken und uns dadurch auch den besonderen Freundschaften Mozarts annähern, die diese Meisterwerke hervorgebracht haben“, sagt Rolando Villazón, der Intendant der Mozartwoche.

Von Heidemarie Klabacher

„Andreas Ottensamer erinnert uns an Anton Stadler, für den Mozart das berühmte Stadler-Quintett und das sublime Konzert für Klarinette komponierte. Radek Baborák bringt uns Joseph Leutgeb näher, für den Mozart das Hornquintett und die Konzerte für Horn schrieb. Emmanuel Pahud spielt das Flötenkonzert, das Mozart für Ferdinand Dejean komponiert hat, und François Leleux ruft Friedrich Ramm ins Ge dächtnis, Mozarts Freund, dem er sein Oboenkonzert und das Oboen-Quartett gewidmet hat.“ So fasst Rolando Villazón in seiner Begrüßung im Almanach eine zentrale Programmlinie zusammen.

Ein zweite: „Drei bekannte Freunde Mozarts unserer Zeit werden ebenfalls im Mittelpunkt stehen: Mitsuko Uchida setzt ihren Mozart-Zyklus mit dem Mahler chamber Orchestra fort. Sir András Schiff beginnt eine neue Reihe mit seiner Cappella Andrea Barca. Nach kompletten Zyklen der Klavierkonzerte und Sonaten beginnt er 2020 mit Le nozze di Figaro seine Reise durch Mozarts und Da Pontes Operntrilogie – in konzertanten Aufführungen am Pult der Cappella Andrea Barca und mit einer herausragenden Sängerbesetzung.“

Und ein drittes Großprojekt wird Rolando Villazón im zweiten Jahr seiner Intendanz zünden: „Daniel Barenboim mit den Wiener Philharmonikern beginnt einen Zyklus mit Mozarts letzten zehn Symphonien und den letzten acht Klavierkonzerten, der sich über die nächsten vier Jahre erstreckt.“

Mozart setzte den beinngenden „Aufschwung“ in der Bürgerlichen Musikkultur nicht nur in seinen singuläre inovativen Streichquartetten um, er „experimentierte“ auch mit den Besetzungen: „Ergebnis dieses einmal mehr experimentellen Ansatzes in Mozarts OEuvre sind unter anderem die beiden Quintette, in denen er vier Streichinstrumenten jeweils ein Blasinstrument an die Seite stellt“, schreibt Till Reininghaus im Almanachbeitrag zum Konzert des Takács Quartetts zusammen mit dem Bratschisten Thomas Riebl, dem Klarinettisten Andreas Ottensamer und dem Hornisten Radek Baborák. „Diese Besetzungskonstellation brachte es mit sich, dass er zwischen konzertanten Prinzipien der Bläserkammermusik und den von ihm selbst in den Wiener Jahren verfeinerten kammermusikalischen Erfordernissen des Streichquartetts ausloten musste.“

Das Quintett Es-Dur für Horn, Violine, zwei Violen und Violoncello KV 407 etwa verdankt seine Entstehung „der Freundschaft Mozarts zu dem Wiener Hornvirtuosen Joseph Leutgeb, der aufgrund seiner ausgezeichneten Fähigkeiten weit über Wien hinaus als Hornist gefeiert wurde und Mozarts Werke für Horn maßgeblich beeinflusste“, schreibt Till Reininghaus im Almanach der Mozartwoche. Immerhin schrieb Mozart zwischen 1783 und 1791 noch vier Hornkonzerte

für Leutgeb. Bemerkenswert sei, so der Musikwissenschaftler, dass sich Mozart bereits mit dem Hornquintett der anspruchsvollen Aufgabe gestellt habe, „ dem kammermusikalischen Grundsatz zu entsprechen, möglichst alle fünf Stimmen gleichberechtigt in die Satzfaktur zu integrieren, obwohl das Horn gegenüber den Streichern

eine Sonderrolle einnimmt.“

Das legendäre Quintett A-Dur für Klarinette, zwei Violinen, Viola und Violoncello KV 581 entstand sieben Jahre nach dem Hornquintett, wieder waren es „die ausgezeichneten Fähigkeiten eines befreundeten Interpreten“ die Mozart zur Komposition eines weiteren Quintetts für ein Blasinstrument und Streicher anrgeregt hätten; „Bestimmt war das Quintett für den Klarinettisten der Wiener Hofkapelle Anton Stadler, den Mozart nicht nur als ervorragenden Virtuosen schätzte, sondern der wie Mozart den Freimaurern angehörte. Auch habe Mozart gehofft, mit dem Klarinettenquintett und weiteren Kammermusikwerken „zunehmend prekäre finanzielle Lage

zu verbessern“, was aber nicht geklappt hat. Eine ähnliche Motivation liegt auch den Streichquartetten D-DUR KV 575 B-DUR KV 589 zugrunde: Mozart plante eine Serie von Streichquartetten. Anlass habe, so Till Reininghaus, „seine Reise nach Dresden, Potsdam und Berlin im Frühjahr 1789 gegeben“. Mozart hatte geplant, dem „Violoncello spielenden preußischen König Friedrich Wilhelm II. sechs Streichquartette zu widmen“ - verbunden mit der Hoffnung, „als Reaktion auf die Widmung ein Geschenk des Königs zu erhalten“.

Die Mozartwoche von 23. Jänner bis 2. Februar - www.mozarteum.at
Bilder: ISM / Almanach zur Mozartwoche