Flammender Mozart-Botschafter

MOZARTWOCHE / SCHLUSSKONZERT / VILLAZÓN

05/02/18 Im letzten Konzert der Mozartwoche erfreute Rolando Villazón die Zuhörer als unwiderstehlich charmanter und eloquenter Moderator und Kommunikator. Mit Ernsthaftigkeit wie mit Witz hat er Biografisches über Mozart zu seiner Herzensangelegenheit gemacht.

Von Elisabeth Aumiller

„Mozart und die Frauen“ war sein großes Thema, wobei er vor allem Konstanze als Wolfgang Amadés große Liebe schilderte und berührende Passagen aus Mozarts Briefen zitierte. „Mozart liebte die Frauen und hat ihnen die beste Musik komponiert und wir sind froh darüber“, sagte Villazón. Wen besang Mozart als seinen wirklichen „tesoro“ (Schatz) in der Arie „Il mio tesoro“, die Don Ottavio in der Oper „Don Giovanni“ an Donna Anna adressiert? fragte der Tenor, der sie jedenfalls seinen Zuhörern widmete.

Die Programmabfolge reihte die als kurzfristige „Bedarfsarbeit“ entstandene „Linzer Symphonie“ C-Dur KV 425 sozusagen in Raten, da zwischen jedem der vier Sätze große Arien zum Mozartglück beitrugen. Am Pult des Mozarteumorchesters steigerte sich die aus Estland stammende Dirigentin Kristina Poska mit jedem symphonischen Satz und erwies sich als aufmerksam wache und schwungvolle Orchesterleiterin, die auch den Gesangsssolisten eine einfühlsam führende Begleiterin war. Das Mozarteumorchester ließ sich von ihr zu lebendigem Spiel mit instrumentalem Glanz und temperamentvoller Verve motivieren, was im feurigen Presto- Satz der Linzer Symphonie gipfelte.

Die junge Schweizer Sopranistin Regula Mühlemann war eine bezaubernde Susanna in der in feinem lyrischen Ausdruck vorgetragenen Rosenarie aus „Le nozze di Figaro“. Großen Tonumfang bewies sie in der hoch anspruchsvollen Konzertarie „Vorrei spiegarvi, oh Dio!“, von Mozart als Einlage in eine Oper von Pasquale Anfossi komponiert. Mehrmals stieg die Stimme in die dreigestrichene Oktave und meisterte bravourös einen Sprung über mehr als zwei Oktaven.Wunderschön dabei die Solooboe. In Regula Mühlemann lernte man eine Sängerin mit einem exzellent geführten Sopran in Ausnahmequalität kennen, der eine unverkennbare persönliche Farbe besitzt, was unter heutigen Stimmen eher eine große Seltenheit geworden ist.

Die herausfordernde Marternarie der Konstanze aus der „Entführung“ bewältigte die Australierin Siobhan Stagg mit Bravour, wenngleich ihre Stimmfarbe nicht ohne Schärfen ist. Mit dramatischem Applomb ging sie an die schwierige Tessitura und zeigte ebenso gesangliches Niveau in der mit musikalischem Raffinement angelegten Konzertarie „Bella mia fiamma“ KV 528.

Villazón steuerte dazu die Anekdote bei, die Prager Mäzenin Mozarts Josepha Duschek habe den Komponisten so lange ins Gartenhäuschen eingesperrt, bis er die Arie fertig geschrieben hatte. Mozart habe sich dafür mit gesanglichen Schwierigkeiten im Stück gerächt, die Josepha Duschek aber dann tadellos prima vista gesungen habe. „Se non é vero, é ben trovato“ (Wenn es nicht wahr ist, ist es gut erfunden), so der Moderator.

Villazón brachte sich dann noch gesanglich mit der witzigen Tenorarie „Con ossequio, con rispetto“ KV 210 ein. Als Spaßvogel und Karikaturist hat er seine besten Momente. So wurde auch am Ende das Duett Papageno-Papageno aus „Die Zauberflöte“ zusammen mit Mühlemann und einer Schar plötzlich hereineilender Kinder als kleine Papagenas und Papagenos mit rauschendem Beifall quittiert. Und der köstliche Rausschmeißer war dann das von Villazón mit Mühlemann und Stagg als spaßiges Terzett dargereichte Duett Don Giovanni-Zerlina „La ci darem la mano“. Blumen und Begeisterung ohnegleichen für Solisten, Dirigentin und Orchester.

Bilder: dpk-E.Aumiller (2); ISM/Wolfgang Lienbacher (2)