Wozu Literatur? Die Antwort gibt „Rauris“

RAURISER LITERATURTAGE / ERÖFFNUNG

31/03/16 „Die Rauriser Literaturtage gehören zu den bedeutendsten Festivals der Gegenwartsliteratur im deutschen Sprachraum. Ihre besondere Stellung verdanken sie der einzigartigen Begegnung zwischen dem Gebirgsort Rauris und seiner Bevölkerung und dem zeitgenössischen Literaturbetrieb aus Schreibenden, Kritikern, Verlegern, Literaturwissenschaftern und Publikum.“

Zählt das „Qualitätsmedium Buch“ schon bald zu den vom Aussterben bedrohten Arten? „Nicht nur hier in Rauris, vor allem aber hier, wird diese Frage gestellt. Nicht etwa sorgenvoll, sondern selbstbewusst. Nicht als Wehklage, sondern bei einem bunten Fest der Begegnung. Wesentlich aber ist: Die Frage nach dem ‚Wozu?’ der Literatur wird hier überzeugend beantwortet.“ Das sagte Landeshauptmann Wilfried Haslauer am Mittwoch (30.3.) im Gasthof Grimming bei der Verleihung der Rauriser Literaturpreise 2016.

Den vom Land Salzburg vergebenen mit 8000 Euro dotierten Rauriser Literaturpreis erhielt Hanna Sukare für ihren Roman „Staubzunge“, der 2015 im Otto Müller Verlag erschienen ist. Den mit 4000 Euro dotierten Förderungspreis, der gemeinsam vom Land Salzburg und der Marktgemeinde Rauris vergeben wird, erhielt der 21-jährige Carlos Peter Reinelt für seinen Text „Willkommen und Abschied“.  

Hanna Sukare sei es überzeugend gelungen, so die Jury bestehend aus Uwe Schütte, Liliane Studer und Anton Thuswaldner, „in einer dichten, stilsicher geformten Sprache einen Roman zu schreiben, der in seiner Schilderung einer Familiengeschichte weit über das eigentliche Thema hinausgreift“. In sensibler Weise erkunde das aus unterschiedlichen Erzählperspektiven und Sprechweisen komponierte Buch die Vorgeschichte der Elterngeneration, „deren Versagen in ihrer Vorbildrolle nicht plakativ angeklagt wird, sondern die Haupterzählerin zu Recherchen veranlasst, in deren Gefolge sie die aus der Tragödie der Geschichte resultierenden Schädigungen zu begreifen lernt“.

Der Förderungspreis 2016 war zum Thema „Zeitraffer“ ausgeschrieben. Die Jury bestand aus Thorsten Ahrend, Christine Haidegger und Christine Riccabona. Carlos Peter Reinelt publizierte bisher einen Essay über Wittgenstein, den Siegertext bei der Vorarlberger Philosophie-Olympiade 2012, „Eine universale Enttäuschung“ und ein „Interview mit sich selber“ in der uni:press Salzburg. (LK)

Bild: LMZ/Neumayr/SB