… mit Weitblick

LITERATURHAUS SALZBURG / HERBSTPROGRAMM

23/09/15 „Sagen, was man denkt. Und vorher was gedacht haben.“ Das sagte der legendäre Harry Rowohlt. Sein Diktum steht als Motto über dem Herbstprogramm im Literaturhaus. Heute Mittwoch (23.9.) liest der englische Schriftsteller Martin Amis aus seinem viel diskutierten Roman „The Zone Of Interest“.

Von Heidemarie Klabacher

Der Ukraine gilt einer der Schwerpunkte im Herbstprogramm. Die Ukraine: eine europäische Problemzone, ein Kriegs- und Krisengebiet, „das aufgrund der aktuellen Flüchtlingsströme in Medien jüngst weniger Beachtung findet“. Im Literaturhaus nähert man sich dem Thema freilich literarisch, „wir schlagen dabei aber immer die Brücke zur Geschichte“. Dazu ist bis 17. Dezember die Ausstellung „Dialog“ mit Poesieplakaten von Serhij Zahdan zu sehen. Die Plakate basieren auf 15 Gedichten aus dem neuen Gedichtband „Marias Leben“ des populären ukrainischen Autors. Serhij Zhadan liest auch - und zwar auf Einladung von Leselampe und prolit gemeinsam mit Kateryna Mishenko am 19. Oktober - aus seinem neuen Roman „Mesopotamien“.

Als „Writer in Residence“ ist derzeit Boris Chersonskij in Salzburg zu Gast: Der russischsprachige ukrainische Schriftsteller lebt auf Einladung von Literaturhaus und Stadt Salzburg als H.C. Artmann-Stipendiat noch bis Oktober in Salzburg. Einen Blick auf die Ukraine zwischen Tragödie und Komödie werfen die Autoren Andrej Kurkow und Maria Matios am 17. November.

Dem - im Wortsinn brandaktuellen - Thema Flüchtlinge und Exil widmet sich das Literaturhaus gleich an mehreren Abenden. Bereits im Frühjahr, noch vor den gegenwärtigen Ereignissen, seien mehrere Veranstaltungen geplant worden, „bei denen sich die Autoren in Büchern bzw. bei Gesprächen mit dem Thema ‚Flucht’ auseinandersetzen“: so etwa die Abende mit dem syrisch-deutschen Autor Rafik Schami am 13. November oder mit dem US-Amerikaner Atticus Lish am 5. November oder, in der Reihe „Junges Literaturhaus“, mit der niederländischen Kinderbuchautorin Joke van Leeuwenam am 12. November. Und: Flüchtlinge können Veranstaltungen gratis besuchen!

„Viele fühlen sich aufgrund der aktuellen Situation - Krise, Flüchtlinge, Kriege, Terror - verunsichert, bedroht und wollen Menschen am liebsten hinter Zäunen wegsperren.“ Im Literaturhaus will man diesen Verunsicherungen nachspüren: Am 23. November werden auf Einladung von Literaturhaus und Verein Neustart die beiden österreichischen Autoren Paulus Hochgatterer und Julya Rabinowich extra verfasste Texte zum Thema „Warum fühlen wir uns (un)sicher?“ vorstellen und öffentlich diskutieren.

Auch mehrere englischsprachige Veranstaltungen finden in diesem Herbst im Literaturhaus statt. Die erste heute Mittwoch (23.9.) mit dem englischen Schriftsteller Martin Amis, der seinen Roman „The Zone Of Interest“ vorstellen und erstmals in Salzburg auftreten wird. Martin Amis, Jahrgang 1949, ist einer der bedeutendsten englischen Gegenwartsautoren. Sein neuer Roman ist eine Liebesgeschichte - in Ausschwitz. Martin Amis werfe in seinem grandiosen Roman ein grelles Licht auf das Tätermilieu, heißt es über das viel disskutierte Buch.

Erstmals gibt es, ebenfalls im November, einen Abend mit Literatur aus Kanada, zu Gast sind Kenneth Bonert und Madeleine Thien.

Der österreichischen Gegenwartsliteratur gilt wie immer besondere Aufmerksamkeit. Zu Gast sind Karl Markus Gauß am 28. September, Ludwig Laher am 29. Oktober und Michael Köhlmeier am 17. Dezember. Ein Abend mit neuen Büchern österreichischer Autorinnen (Irmgard Fuchs, Ianina Ilitcheva, Marianne Jungmaier und Verena Mermer) folgt im November.

Das Krimifest Peng findet heuer bereits zum siebten Mal statt, aufgrund der großen Nachfrage erstmals an drei Tagen - von 22. bis 24. Oktober. Auf dem Programm stehen Lesungen von 15 Krimi-Autorinnen und Autoren aus vier Ländern, Filme und eine DJ-Party.

Lesung Martin Amis „The Zone of Intrest“ - MI (23.9.) 19.30 Literaturhaus, es moderiert Clemens Setz – alle Termine und Informationen www.literaturhaus-salzburg.at
Bild: Literaturhaus