Das Rumänien des Mircea Cărtărescu

STAATSPREIS FÜR EUROPÄISCHE LITERATUR

27/07/15 Salzburg in den ersten Festspieltagen: Da wird traditionellerweise jedes Jahr der Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur verliehen, heuer zum 50. Mal. Diesmal ist der rumänische Schriftsteller Mircea Cărtărescu der Geehrte.

Cărtărescu wurde vor allem durch eine Romantrilogie („Orbitor“) über die Zeit der Ceausescu-Diktatur und die nachfolgenden Transformationsprozesse in Rumänien bekannt. Dafür wurde er heuer bereits mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung geehrt. Die Romane der „Orbitor“-Trilogie − „Die Wissenden“ (2007), „Der Körper“ (2011), „Die Flügel“ (2014) sind auf Deutsch bei Zsolnay erschienen.

Der Österreichische Staatspreis für Europäische Literatur wird seit 1965 alljährlich in Salzburg vergeben. Diese internationale Literaturauszeichnung, derzeit mit 25.000 Euro dotiert, geht auf das österreichische Unterrichtsministerium zurück, das den Preis ursprünglich unter dem Namen Nikolaus-Lenau-Preis initiierte. Ausgezeichnet wird das literarische Gesamtwerk eines europäischen Schriftstellers, dessen Werk in deutschsprachiger Übersetzung vorliegen muss.

Mircea Cărtărescu stammt aus ärmlichen Verhältnissen und wuchs in Bukarest auf. Nach einem Philologie-Studium und einer mehrjährigen Tätigkeit als Hauptschullehrer arbeitete Cărtărescu als Lektor für rumänische Sprache und Literatur an der Bukarester Universität. Seine schriftstellerische Vorliebe galt bis 1989 ausschließlich der Poesie.

Das schrieb die Jury über den diesjährigen Staatspreisträger: „Auf der Folie der rumänischen Geschichte formuliert Mircea Cărtărescu auf großartige und unvergleichliche Weise einen exzessiven, maßlosen Traum von Verwandlung und Metamorphose. Mit gleichermaßen anspielungsreichen wie wüsten und phantasmagorischen Bildern erschafft er ein Universum an der Grenze zu Perversion und Wahnsinn, in dem alle Trennungen aufgehoben sind und Erlösung verheißen wird.“

Die Auszeichnung wurde von Kulturminister Josef Ostermayer im Haus für Mozart überreicht. Landeshauptmann Haslauer bei dieser Gelegenheit: „Anhand des literarischen Werkes von Mircea Cărtărescu können wir die schwindelerregende Hochschaubahn-Erfahrung der Rumänen nachlesen und dadurch wenigstens annähernd nachempfinden. (Landeskorrespondenz)

Bild: LMZ / Franz Neumayr