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Liebevolle Bisswunden vs. rhythmisierte Straffungen

LITERATURFEST / FREUDENTHALER / AICHINGER

23/05/14 Donnerstag 22. Mai - 12.30 - Galerie 5020: Der Horror der Zweisamkeit, der zu paar-somatischen Bisswunden führt, trifft auf eine lyrik-fizierte Gegenbewegung zur Verkommenheit unserer Sprache.

Von Oliwia Blender

482Trotz Hitze unterhalten die beiden Autorinnen Laura Freudenthaler und Renate Aichinger ihre zahlreiche Zuhörerschaft beim Literaturfest Salzburg. Christa Gürtler vom Literaturforum Leselampe moderiert die Lesungen der beiden aus Salzburg stammenden Autorinnen und verweist auf die Gemeinsamkeiten ihres Schaffens: Fernab vom Realismus führe deren Literatur ins Absurde und Groteske, basiere thematisch aber auf wohl durchdachten Komposition. Während Laura Freudenthaler dem Zuhörer detaillierte und intime Einblicke in den Horror der Zweisamkeit schenkt, verübt Renate Aichinger laut Gesellschaftskritik verpackt in wortspielerischen Parolen.

Laura Freudenthaler liest aus ihrem Debüt-Erzählband „Der Schädel von Madeleine“ eine der Paargeschichten. Sie handeln vom „gewöhnlichen“ Alltag einer Liebesbeziehung, die keine ist, und vom schmalen Grad zwischen Liebe und Gewalt und Körperlichkeit. Sie spielen in Frankreich und auch Italien und enden offen mit Grausamkeiten.

483Die Autorin konzentriert sich in ihrer Darstellung auf einzelne Muskelzuckungen, auf kleinste körperliche Hinweise, die den inneren Druck widerspiegeln – und thematisiert damit das Unausgesprochene. Sie selbst fügt im Gespräch hinzu, dass es keine persönliche und pessimistische Sichtweise auf Liebesbeziehungen sei, sondern es nur einer genauen Beobachtung und Untersuchung bedürfe, um Antworten auf die „Mann-Frau Sache“ zu erhalten. Inspiration dazu erhalte sie ungefragt „vom Leben selbst“.

Auch Renate Aichinger, die mit dem Rauriser Förderungspreis 2014 ausgezeichnet wurde, bedient sich ihrer Sprach-Umwelt. Konzise Aussagen wie „Geh ma Billa“, allseits bekannt aus dem täglichen Gebrauch, verfremdet und benutzt sie bereits 2012 für ihren Kurzprosaband „Welt.All.Tag“. Sie mag es so kurz und prägnant und kritisch wie möglich, am liebsten halbe Sätze mit doppelter Bedeutung: „weil wir sparen müssen weil unser wertekonto leer“.

Davon erzählen auch ihre neuen Texte, wie die, über den Tod und die persönlichen Kindheitserinnerung bei der Großmutter in Salzburg.

Renate Aichinger jongliert mit Slogans aus Werbung und Medien und führt auf kluge Art und Weise die Sprachwandlung von „Generation SMS und Facebook“ vor. Funktioniert auch am besten laut vorgelesen.

www.literaturfest-salzburg.at
Bilder: LF/www.literaturfest-salzburg.at/Eva Trifft/Erika Mayer

 

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